Anna-Theresa Korbutt: Die Jeanne d’Arc des ÖPNV
Shownotes
Einfach mal machen -- diese Mentalität, die man ansonsten nur von Startups aus Berlin oder dem Silicon Valley kennt, ist das Markenzeichen von HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt -- und das im von starren Strukturen und Vielstaaterei geprägten deutschen Nahverkehrs-Business. Mit dieser Haltung ist sie in ihrer bisherigen Karriere häufig angeeckt, hat aber gleichzeitig viel bewegt: Sie gehörte zur Speerspitze der Deutschlandticket-Förderer und will die Verkehrsbetriebe in Hamburg jetzt ganz neu denken. In der aktuellen Folge WAS MICH BEWEGT erklärt sie Pascal und Yannick ihren manchmal unkonventionellen Führungsstil, warum es beim Umbau der Mobilitätslandschaft schlicht auf die richtige Kommunikation ankommt, und wieso das Auto weiterhin integraler Bestandteil des ÖPNV sein sollte.
Wenn Sie mehr über Anna Korbutt erfahren wollen, schauen Sie bei LinkedIn vorbei: https://www.linkedin.com/in/anna-theresa-korbutt-84421061/
Warum man Mobilität nicht ohne das Auto denken sollte, lesen Sie im Interview mit Korbutt: https://www.automotiveit.eu/strategy/fuer-mich-gehoert-das-auto-zum-oepnv-249.html
Infos zum Mobility Circle finden Sie hier: https://www.mobility-circle.com/
Mehr zu Pascal und Yannick ebenfalls auf LinkedIn:
Pascal Nagel: https://www.linkedin.com/in/pascal-nagel/
Yannick Tiedemann: www.linkedin.com/in/yannick-tiedemann
Spannende Hintergründe und Interviews rund um die Automobilindustrie auf: www.automotiveIT.eu & www.automobil-produktion.de
Hinweis: Die im Podcast getätigten Aussagen spiegeln die Privatmeinung der Gesprächspartner wider und entsprechen nicht zwingend den Darstellungen des jeweiligen Arbeitgebers
Transkript anzeigen
00:00:00: Was mich bewegt, der Interview-Podcast.
00:00:07: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Was mich bewegt".
00:00:17: Ich begrüße meinen Podcastpartner und Chefredaktionskollegen Pascal Elbmann.
00:00:21: Hallo Pascal.
00:00:22: Hi Janik.
00:00:23: Ja heute schieße ich mal wieder eine kleine Interviewfolge an mit einer Gäste, die ausnahmsweise
00:00:26: mal nicht aus der Automobilindustrie kommt, aber sich dennoch sehr engagiert auch um das
00:00:31: Thema Fortbewegung gewert.
00:00:33: Ja absolut.
00:00:34: Sie hat bislang fast durchgehend eine Karriere im öffentlichen Personennahverkehr hingelegt.
00:00:40: Es waren kleine Ausflüge in die Logistikbranche und Güterverkehr mal abgesehen.
00:00:46: Gestartet hat sie bei der Deutschen Bahn, dann ging es tatsächlich in die Schweiz und
00:00:50: auch nach Österreich.
00:00:51: Sie hat viel strategische Verantwortung gehabt in verschiedensten Verkehrsgesellschaften und
00:00:56: heute ist sie die Chefin des HVV, des Hamburger Verkehrsverbundes.
00:01:01: Und was sie dort vor allem versucht ist das Prinzip ÖPNV neu zu denken, vor allem aber
00:01:07: durch starke Kommunikation, auch möglichst viele Stakeholder an den Tisch zu bringen,
00:01:12: um natürlich auch so die Mobilität von morgen und die Verkehrswende einfach auch ein bisschen
00:01:16: zu forcieren.
00:01:17: Ja und wie sie das macht und welche Themen sie ansonsten noch umtreiben, das wird sie
00:01:22: uns nun sicherlich erzählen.
00:01:23: Wir freuen uns auf HVV-Geschäftsheuerin Anna-Teresa Korbut.
00:01:26: Hallo Anna, schön, dass du da bist.
00:01:28: Hallo, ich grüße euch.
00:01:30: Anna, wir haben am Anfang unserer Podcast-Folgen mit unseren Interviewgästen eine ganz einfache,
00:01:36: simple Frage, zumindest von der Formulierung, ganz einfache Frage für den ein oder anderen
00:01:40: Interviewgast ist es durchaus eine Herausforderung diese zu beantworten.
00:01:42: Aber wer wollen dir diese Frage auch stellen?
00:01:45: Wer ist eigentlich Anna Korbut?
00:01:48: Anna Korbut gibt es aktuell im Doppelpark.
00:01:51: Ich bin nämlich zwei Wochen vor meiner Entbindung, also es gibt die Anna und die Leonora, andere
00:01:55: würden das auch mal als Grundschiedsurfrehen betrachten.
00:01:59: Das was ihr alle nicht seht ist, dass ich mit einem Monsterwampe hier vor euch sitze.
00:02:03: Glückwunsch erst mal.
00:02:04: Danke schön.
00:02:05: Und Anna ist genau das, was man nicht unter einem klassischen ÖPNV oder grundsätzlich
00:02:13: einem Manager oder Männer-Managerin versteht, sondern eher das komplette Gegenteil.
00:02:18: Und ich glaube, da werden wir gleich im Podcast ja auch noch näher drauf einsprechen, was
00:02:21: ich damit meinen könnte.
00:02:22: Absolut.
00:02:23: Ja, so sieht es aus.
00:02:24: Genau, wir wollen dich natürlich näher kennenlernen und dazu gilt es natürlich auch so ein bisschen
00:02:28: dein Lebensweg zu ergründen.
00:02:30: Du bist in Danzig geboren, haben wir herausgefunden und in Deutschland aufgewachsen und hast
00:02:36: von '99 bis 2004 dann an der Uni in Paraborn studiert, BWL, und hast dann auch ein Master
00:02:43: in International Economics gemacht.
00:02:44: Wie kam das zustande?
00:02:48: Wie war so deine Interessenslage damals und wie ging auch so ein bisschen der Staat
00:02:53: dann an dein Karriere los?
00:02:54: Also ich hatte auf meinem Studium so gar keinen Bock.
00:02:58: Also weder an der Uni Paraborn noch auf die Inhalte, das war ein absolutes Zufallsprodukt.
00:03:03: Ich war ja immer der Auffassung, dass ich Ärztin werden muss oder Astrophysikerin.
00:03:09: Das entsprach irgendwie damals noch nicht so dem Zugang meiner Eltern, die dann immer
00:03:14: gesagt haben, was willst du denn damit dann machen?
00:03:16: Da haben wir immer gesagt, naja, ich fliege mit der Nase dann irgendwie auch mont.
00:03:19: Das war wirklich so, ich hab da ganz festgefest und sehr lange dran geglaubt, gar nicht so
00:03:23: weit hergezogen.
00:03:24: Da konntest du deine Eltern nicht von begeilen, also ich hab mir jetzt gerade vorgestellt, wenn
00:03:27: ich sage, ich möchte Physik, du in Astrophysik, dass dann Eltern sagen, oh, sehr gut.
00:03:32: Nein, nein, die sagen dann, du bist dann, gehst dann in die Forschungsecke aus dem
00:03:36: ganzen Thema Molekulabiologie und hockst dann ganz damm im weißen Kirtel und schaust
00:03:39: durch so ein Reagenzglas da irgendwo durch.
00:03:41: Das bist du nicht vom Typ, du bist vom Typ her jemand, der gerne unter Leute geht, der
00:03:45: Leute überzeugt, der gerne macht und sie haben mich von meinem Charakter her bewertet, jetzt
00:03:50: gar nicht so sehr vor dem Intellekt oder so.
00:03:52: Sie mögen auch Recht gehabt haben, das will ich gar nicht ausschließen.
00:03:55: Aber de facto hat es bei mir dann einen Ausschlag gegeben, dass ich für meine, ich sag mal,
00:04:01: Astronautkarriere die gesundheitlichen Voraussetzungen mitgebracht habe.
00:04:05: Obwohl ich damals ja auch wirklich drüben in Amerika war, um mal diesen ganzen Pre-Tests
00:04:10: und so mitgemacht habe.
00:04:11: Also wenn euch mal mit so einem halben Schleudertraum einen Vakuumkapseln oder so reinsetzen wollt.
00:04:15: Und mit 9G oder 8G oder was man da dann hat.
00:04:18: Das ist super, das mach ich bis heute noch, das funktioniert.
00:04:21: Aber dass du dich in so eine Vakuumkammer setzen kriegst dann so ein Kartenquartett
00:04:25: und die einzige Aufgabe die du hast ist halt Pieck auf Pieck und Kreuz auf Kreuz und Herz
00:04:29: auf Herz und so weiter zu legen und dann nehmen sie den Sauerstoffgehalt runter und dann merkst
00:04:34: du irgendwann, dass du das nicht mehr kannst und sitzt an der Vordion, stellt ja einfache
00:04:37: Matheaufgaben bis 20 plus und minus und du bist tot.
00:04:41: Keine Chance.
00:04:42: Du bist in der Lage nicht mehr Kreuz von Pieck zu unterscheiden etc.
00:04:48: Also das waren so dann aber wie gesagt ging gesundheitlich nicht und ich habe damals
00:04:53: aus dem Frust heraus den gleichen Studiengang gewählt wie mein damaliger Freund.
00:04:58: Damit ich irgendwas mache, damit ich nach dem Abi nicht einfach so sangu und klanglos
00:05:04: der Herr sitzen bleibe und der hat damals international Business Study studiert und
00:05:07: dann bin ich halt auch auf dieses BWL-Studium gegangen und weil ich vom Typ hier jemand bin,
00:05:13: wenn er etwas anfängt, dann bringt das auch zu Ende.
00:05:15: Das ist so ein bisschen so ein Leistungssportgedanken, den ich ja auch jahrelang mit Nürnchen getragen
00:05:20: habe, habe ich dieses Studium dann halt fertig gemacht.
00:05:23: Aber nicht mit Passion und ich bin auch nicht der Auffassung, dass ich irgendwas im Volles
00:05:26: gelernt habe.
00:05:27: Okay, wieso ist das so?
00:05:28: Also wieso hast du diese Auffassung?
00:05:30: Was, dass du nichts gelernt hast?
00:05:33: Ja oder, dass du nichts im Volles gelernt hast?
00:05:35: Weil mir das jeder Tag im Berufsleben gezeigt hat, dass ich nichts gelernt habe.
00:05:38: Das war wirklich nach der Uni.
00:05:40: Ich habe ja sehr schnell durchstudiert, der war anstatt, weil ich so grauenhaft fand,
00:05:43: in Stadt acht Semester, also sechs gemacht, war dann zu jung fertig, habe dann noch mein
00:05:49: Master in VWL gemacht.
00:05:50: Das war damals noch so der Umbruch.
00:05:52: Also ich habe ein klassisches Diplom und danach ein Master.
00:05:54: Was ist ja so klassisch heute ja nicht mal mal, ist heute Master Bachelor und Master,
00:05:58: aber was will ich machen?
00:05:59: Ich war dann trotzdem mit 24, mit allem fertig und bin dann ja arbeiten gegangen und habe
00:06:04: gemerkt, dass ich mit dem, was ich da lernen durfte, das hatte überhaupt nichts mit der
00:06:08: Realität zu tun.
00:06:09: Gar nichts, zero, null, nada.
00:06:10: Also ich habe mich da hinten anstellen können.
00:06:12: Ich sage immer, man fängt dann immer so als Plankton an oder rechts vom Plankton und
00:06:16: kannst dann aus Zeilen Spalten machen und mal lernen, wofür du das ganze Zeug brauchst.
00:06:20: Man lernt weder, wie man sich in Firmen benimmt.
00:06:23: Man lernt nicht diese ganze Soziografie, wie das funktioniert.
00:06:27: Man versteht die Inhalte überhaupt nicht und ob man dann das Five-Porter-Modell mal auswendig
00:06:31: gelernt hat, das interessiert da grad mal gar keinen.
00:06:33: So und für mich kam das große Lernen dann während der Arbeitswelt und zusammen mit
00:06:39: meinen Vorgesetzten, die ich damals hatte oder Coaches und da hatte ich sehr viel Glück
00:06:44: an richtige Leute geraten zu sein, die mir dann das mitgegeben haben, von dem ich auch
00:06:47: heute noch profitiert.
00:06:48: Also es klingt ja so ein bisschen so, als ob die Uni-Zeit dann doch ein bisschen zu
00:06:51: theoretisch war und das ganze Praktische und wie so ein Unternehmen dann wirklich funktioniert.
00:06:56: Am Ende des Tages dann doch erst lernt, wer man dann auch wirklich drin ist.
00:06:59: Also das ist ja ein bisschen das, was wir auch erlebt haben.
00:07:01: Man lernt ja wirklich nur das, worauf es ankommt, dann auch wirklich, wenn man dann mal, sage
00:07:06: ich mal, im kalten Wasser auch schwimmt.
00:07:08: Und du bist dann 2004, du hast es grad schon angesprochen, du bist dann 2004 ins Arbeitsleben
00:07:13: gestartet und dann sozusagen, du hast die reale Welt kennengelernt, aber du bist dann
00:07:17: zur deutschen Bahn gegangen und warst da auch ein paar Jahre, das war da sozusagen der
00:07:22: Einstieg auch so ein bisschen in deine, ja ich sag mal, ÖPNV-Karriere oder in den Bereich
00:07:28: bist du ja auch heute noch unterwegs.
00:07:29: Wie kam es dazu, was hat dich, warum war die deutsche Bahn für dich so attraktiv ins
00:07:35: Berufsleben einzusteigen?
00:07:36: Gar nicht, genauso attraktiv wie das Studium, das war ja auch ein reines Zufallsthema.
00:07:41: Ja, ich möchte eigentlich nur, ich betone das immer so bewusst, weil ich sage, man
00:07:44: kann sein Leben nicht planen, man sollte sich auch tonenlichst davon entfremden.
00:07:48: Viele Sachen passieren einfach und dann nimmt man die Opportunität beim Schopf oder man
00:07:52: lässt es einfach sein, weil man seinen Plan verfolgen will.
00:07:55: Also wie gesagt, mein Plan war ja erst mal was ganz anderes Studieren hat nicht geklappt.
00:07:57: Dann war ich damals in Hamburg zufälligerweise und damals gab es noch ein, das AOL International
00:08:04: Strategy.
00:08:05: Also ganz früher gab es ja dann noch AOL, als Provider auch einer der Großen und hatte
00:08:10: dort eigentlich mein ersten Job und habe auf der Rückwegbezug im Bord bis von den damigen
00:08:14: Leiter des In-Haus-Consultings der Deutschen Bahn.
00:08:17: Stellvertretende Leiter kennen gelernt, das war ein sehr absurdes Zufall, man ist dann
00:08:22: ins Gespräch gekommen und die haben auch rekrutiert, weil sie das In-Haus-Consulting
00:08:27: der Deutschen Bahn aufgestellt haben.
00:08:28: So und der einzige Grund, warum man 2004 zur Deutschen Bahn gegangen ist, ist bestimmt
00:08:33: nicht, weil man sich dafür Mobilität interessiert hat, sondern da war ja noch, da ist man ja
00:08:38: lieber zu VW gegangen, zu BMW, zu Porsche, das war ja das coole, zu McKinsey, so diesen
00:08:43: ganzen Big 4 Beratung.
00:08:45: Also irgendwo, da man ist ins Ausland gegangen, aber nicht zur Bahn, die zwar das schlichteste
00:08:48: Image, was zu haben konnte.
00:08:50: Also ich wäre bei der Lufthansa als Tuer des besser anerkannt gewesen, meinem Freundeskreis
00:08:55: als zur Deutschen Bahn ins In-Haus-Consulting zu gehen.
00:08:57: Aber der Grund war ganz einfach, das Angebot finanzieller Natur war doppelt so gut und
00:09:03: nach dem Studium, wenn du damals gedupt hast, dann überlegst du dir, ob du halt da warst,
00:09:07: ich hast du damals bekommen, 35 oder mit einem Doppelten rausgehst.
00:09:10: Da schaue ich mir mal den von euch an, der dann sagt, ja, nee, weißte, ich mach das
00:09:13: dann jetzt einfach mal so.
00:09:15: So und das ist der einzige Grund, warum ich zur DB, ich habe mich weder für Mobilität
00:09:18: interessiert, ich bin damals dicke Autos gefahren, ich bin in Autorennen gefahren, ich habe alles
00:09:22: gemacht, was der liebe Herr Gott verboten hat.
00:09:24: Ja und umso schneller und umso geiler fass ich den Furious, weil meine Lieblingsserien
00:09:28: und genauso lief ich übrigens auch rum, vor allem, die mir Gott sei Dank gab es damals
00:09:31: von nicht so viel Handy und nicht so viel Social Media, wo man das ganze Thema live mitbekommen
00:09:37: hat, aber ich war wirklich absolut crazy abgefahren.
00:09:39: So und bin dann in dieser sehr steil für Konzernwelt reingekommen, in einem Umfeld,
00:09:45: was sich massiv aus Expertern, aus großen Experterfirmen, sag ich mal zusammengetragen
00:09:50: hat und für mich war das dort mit denen zusammen zwei bis vier Jahre extremen, gute Schulung.
00:09:56: Also ich habe das alles mitbekommen, was du sonst so als Basisentwicklung durch diese
00:10:03: Beraterzeit mitgenommen hast.
00:10:05: Weil ich immer eins gebe ich immer mit nach dem Studium, so drei, vier Jahre Beratung
00:10:08: schadet nicht, dann kannst du sprechen, kannst PowerPoint, kannst Excel, kannst Komplexität
00:10:13: reduzieren, weißt du, wie du dich artikulieren sollst, weißt du, wie Determine organisiert
00:10:17: etc.
00:10:18: Das ist aber sehr viel, es gibt ja sehr viel Basis für Struktur und das ist genau das,
00:10:22: was ich mitgenommen habe und was mich bis heute durchträgt.
00:10:24: Ich kann immer noch nichts, aber eins kann ich strukturieren.
00:10:29: Das finde ich spannend, weil du hast gerade gesagt, du warst eigentlich eher irgendwie
00:10:33: verrückt unterwegs und bist dann in die steife Managerwelt der deutschen Bahn irgendwie
00:10:37: eingestiegen.
00:10:38: Hattest du das Gefühl, am Anfang bist du auf relativ viel Reibung gestoßen, auch mit
00:10:45: deiner Persönlichkeit, hast du das Gefühl, du musstest damals viel Anna über Bord werfen
00:10:49: oder konntest du viel Anna sein, die du damals auch warst?
00:10:53: Ich bin Anna geblieben, obwohl man mir was anderes abverlangt hat.
00:10:57: Und da merkt man das, also ich bin niemand, der sich gegen seine Werte stellt oder der
00:11:05: sich gegen seine Werte für Karriere oder ähnliches verbiegen lässt.
00:11:09: Das kriege ich mit meiner Person nicht hin.
00:11:11: Das kann man gut oder schlecht finden, das ist irrelevant, aber ja, ich bin da sehr stark
00:11:19: polarisierend gewesen, ich glaube, das richtige Wort.
00:11:21: Also es gab dann auch so Sprüche von meinen Vorgesetzten damals, die dann hießen Anna
00:11:26: ist steht der Berater im Vordergrund, nicht die Frau, nicht Schminken, Haare zusammenbinden,
00:11:32: Hosen tragen, weißt du, meine nicht so viele Ringe tragen, ich habe damals so die ganze
00:11:35: Hand voll mit Ringen gehabt.
00:11:37: Also all das ist dann so wegdiskutiert und weggedrückt worden und ich habe es aber trotzdem gemacht,
00:11:43: aber auch natürlich auch mit sehr viel unangenehmen Gesprächen mit Streit, mit Tränen, die dann
00:11:50: auch dazu geführt haben, dass auch der Grund, warum ich nach zwei Jahren aus diesem Inhauskonsulte
00:11:55: mit einem anderen Partner mitgegangen bin, weil das einfach nicht mein Törf war.
00:11:58: So und es ging dann wenig um die Leistung, die gepasst hat, sondern wie trittst du auf
00:12:04: und wie polarisierend bist du dann oben, drei noch als Blondine etc.
00:12:07: Und das waren für mich keine guten und schönen Erfahrungen, aber keine, die einen mich da
00:12:13: jetzt total runterdisst oder wo ich sage, die Deutsche Bahn ist nicht gut, das stimmt gar
00:12:17: nicht.
00:12:18: Du erlebst du überall immer und immer wieder diesen alteingesessenen Branchen, die zudem
00:12:23: in der Vergangenheit auch noch so Männer dominant waren.
00:12:25: Das ändert sich jetzt, das öffnet sich jetzt und man sieht ja auch heute, die Kultur ist
00:12:29: ja auch ne andere als vor 20 Jahren.
00:12:30: Bist du, weil du hast vorhin angesprochen und das finde ich was, das hören wir tatsächlich
00:12:35: von vielen unserer Interviewgästen, wenn wir Karrieren reflektieren, ist dieses Thema,
00:12:40: wie wichtig es ist eigentlich, die richtigen Führungskräfte Coaches zu haben, die einen
00:12:44: Prinzip mitnehmen, ermutigen und vor allem hören wir das von unseren weiblichen Gästen,
00:12:50: weil es vielleicht noch sogar in vielen Karriereentscheidungen manchmal auch sogar ein bisschen
00:12:54: wichtiger ist als von Männern, die meistens eingebleut kriegen eigentlich sowieso die
00:12:59: geilsten zu sein.
00:13:00: Also ich glaube, manchmal sind so ein bisschen sich diese Zutrauen, haben wir einfach häufig
00:13:04: gehört von vielen unserer weiblichen Gäste, die gesagt haben, hätte ich mir vielleicht
00:13:08: gar nicht zugetraut, aber da kam jemand, der gesagt hat, du machst das, du kannst das, ich
00:13:12: bring dich in diese Position.
00:13:14: War das bei dir irgendwo ähnlich?
00:13:15: Also hast du auch einfach diese Fürsprecher, die man vielleicht auch braucht, weil du hast
00:13:20: gerade gesagt, du hast einfach deine Art auch weiter durchgezogen und das polarisiert,
00:13:24: das findet man gut oder schlecht, dann brauchst du ja schon auch Leute, die das gut finden.
00:13:28: Hattest du diese Leute bei der Deutschen Bahn?
00:13:30: Ich hatte sehr gute, ja, also sehr gute Mitstreiter oder vorgesetzte Partner, sage ich mal, wie
00:13:37: sich das damals geschimpft hat in den Brigiden, die mich akzeptiert haben.
00:13:41: Den bin ich auch heute im Kontakt mit denen arbeite ich zum Teil heute noch zusammen,
00:13:45: die das unterstützt haben und die auch den Menschen die Leistung sind vor der Grund gebracht
00:13:49: haben.
00:13:50: Ich habe die aber nicht gebraucht, damit sie mir zusprechen.
00:13:52: Dann bin ich vielleicht mehr Mann, weil ich dann immer sage, ich bin selber die geilste,
00:13:55: weil ich weiß eh, wie es geht.
00:13:57: Also das ist eine angeborene Selbstbewusstsein, da kann man jetzt drüber schmunzeln.
00:14:00: Nein, weiß ich natürlich nicht, aber ich sage mal diesen Stellenwert einfach zu orchestrieren,
00:14:05: wo steht man, was bringt man als Leistung mit dieses Selbstfremdbild, das richtig einzujustieren.
00:14:09: Das war mit allen Prost und Kons gut.
00:14:13: Also was ich viel mehr erlebt habe, ist, dass obwohl man Fürsprecher hatte und obwohl
00:14:19: die Leistung gestimmt hat, dann trotzdem in solchen großen, konzernalen Strukturen,
00:14:24: die vielleicht auch staatlich oder sonst wie geprägt sind, dann doch alteingesessene
00:14:28: Personen trotz, nicht sage ich mal, der gleichen Leistung, nicht dem gleichen Standing auf
00:14:34: Positionen gehoben worden sind, dass Karriereentwicklungen fast unmöglich waren, weil du zu jung zu
00:14:39: dies zu jenes gewesen bist, weil es dir nicht zugetraut wird.
00:14:42: Das war ja auch der Grund, warum ich dann die DB nach 7 Jahren verlassen habe, weil du
00:14:46: einfach gar nicht mehr weitergekommen bist.
00:14:49: Du hast zwar alles gemacht und du warst erfolgreich und du warst vielleicht auch ein bisschen anders
00:14:53: als du der Rest.
00:14:54: Du warst immer so auf der Gender, die ich sage, jetzt wird es halt mal ein bisschen anders
00:14:59: mal die Sitzung, aber es hat dich am Ende nicht weitergebracht.
00:15:02: So, und da war es bei diesen, die sich mehr an Konform benommen haben.
00:15:06: Da ist so die ihre Anzug korrekt getragen, haben immer die korrekt Sprache gewählt haben
00:15:10: und so weiter.
00:15:11: Die wurden dann bevorzugt trotz deiner Befürworter.
00:15:16: So, und dann merkst du einfach, dass diese Struktur nicht gesund für dich ist, sondern
00:15:19: musst du die Struktur verlassen, weil die Struktur wird sich nicht an dir anpassen.
00:15:22: Aber Anna, du warst jetzt dann, ja du hast gerade gesagt, 7 Jahre beim deutschen Bahn.
00:15:29: Unterwegs, du hast gesagt am Anfang, das war jetzt nicht, du bist ja nicht hingegangen,
00:15:33: weil der Konzern ein cooler Mobilitätskonzern war.
00:15:37: Das, was er vielleicht ja in vielen Bereichen heute mehr ist, als vor 20 Jahren und auch
00:15:42: viele anderen Unternehmen, bei denen du jetzt auch warst, sicherlich auch sich gewandelt
00:15:45: haben.
00:15:46: Aber trotzdem war das ja eine Phase und du warst ja immerhin 7 Jahre dann auch bei der
00:15:49: DB, war das für die Phase der Deutschen Bahn ja, seit des Investierens, Internationalisierung
00:15:55: stand an.
00:15:56: Die offensive Bahn war in diesen frühen 2000er so ein bisschen ausgerufen worden.
00:16:01: Es gab erste ansätze Mobilität auch ganzheitlicher zu denken, Car Sharing wurde integriert in
00:16:07: das Angebot.
00:16:08: Hast du das trotzdem wahrgenommen, dass sich da in der Phase schon auch bei der Bahn
00:16:12: etwas verändert hat, wie man sich selber wahrnimmt, also nicht nur als Bahngesellschaft,
00:16:16: sondern eben auch als Mobilitätskonzern oder kam das erst in den letzten Jahren?
00:16:21: Ich glaube, das ist in den letzten Jahren sehr stark geprägt worden.
00:16:24: Also ich war ja bei der Deutschen Bahn im Nahbereichssektor, nach Holding und zuletzt
00:16:28: im Fernverkehrtät.
00:16:29: Ich habe ja unter anderem das Produktmanagement der Bahnkarte am Ende geleitet.
00:16:33: Also ich sage mal, von der Zeit her habe ich sehr viel Vertriebs, Pricing und Marktkommunikationsthemen
00:16:40: mitgenommen.
00:16:41: Natürlich gab es damals schon die ersten Versuche, Mobilitätskonzepte ganzheitlich
00:16:45: zu gründen.
00:16:46: Da hat man eigene Abteilungen für aufgesetzt, sie hat man dann wieder abgeschafft, weil sie
00:16:49: halt sich nicht integrieren konnten.
00:16:51: Man hat sich sehr schwer getan, auch in der Zusammenarbeit schon alleine zwischen den
00:16:56: großen Schienen-Trägern und der Bussparte.
00:16:59: Da gab es immer so eine klassische Hackordnung, Fernverkehr, Nachverkehr, Bus und dann gab
00:17:03: es irgendwann auch noch den Vertrieb.
00:17:05: Also das war alles kulturell noch sehr weit auseinander.
00:17:07: Man hat sehr stark damals gegen den Flixbus im Personenverkehr gekämpft.
00:17:12: Er kam dann gerade rein, hat den Fernverkehr massiv angegriffen, Liberalisierung im Nachverkehrsbereich,
00:17:18: Verlust von zum Teil 70 Prozent der Ausschreibungen in den ersten Jahren.
00:17:22: Also das war für die DB eher so die Zeit, in der ich da war, das Umbruch.
00:17:25: Das ist weg von dieser klassischen Monopolhaltung, dann auf einmal jemandem anderen gab.
00:17:31: Ich glaube, nach diesem Settlement, also nach dieser Entmonopolisierung, die dann in den
00:17:35: unterschiedlichen Bereichen stattgefunden hat, dann hat man sich hingesetzt und gesagt,
00:17:39: okay, wenn ich jetzt halt nicht mehr der große Platz hier bin oder wenn ich es bleiben möchte,
00:17:44: was muss ich denn dann verändern und was für Mobilitätskonzepte muss ich denn anbieten,
00:17:48: um den Kunden abzuholen.
00:17:49: Das heißt, das hat der DB schon sehr gut getan, diese Weg von der Ich-Zentrierung hin
00:17:54: zur Kundenzentrierung und ich würde sagen, nach meiner Zeit sind dann diese ganzen Mobilitätskonzeptideen
00:18:00: angefangen zu entstehen, die heute auch in Ergebnisse fruchten oder wo sie sich heute
00:18:04: auch viel professioneller aufgestellt haben.
00:18:06: Ich war noch in dieser Zeit, dass überall sie es gespenst da und das hat sie richtig
00:18:11: weh getan.
00:18:12: Also so einen Umbruch von einem geschlossenen, in einem offenen System ist einfach sehr hart.
00:18:17: Gerade bei so einem Staatskonzern wie der Bahn einem schwer verliegen kann, wie du es
00:18:21: gerade auch schon schön beschrieben hast.
00:18:23: Da diesen Umbruch herzustellen und mittlerweile stellen wir ja schon fest, dass die Deutsche
00:18:27: Bahn auch schon zu den, auch bei den neuen Mobilitätsthemen schon auch zu den guten
00:18:31: Playern gehört und auch ein größeres Portfolio hat, auch in anderen Verkehrsverbünden, den
00:18:37: du ja auch aktiv warst, dann in deiner Zeit nach der Deutschen Bahn.
00:18:39: Genau, vielleicht nimmst du uns mal mit auf deine Reise und zwar ganz wörtlich betrachtet,
00:18:45: weil dich hat es dann ja weiter in den Süden gezogen, du warst in der Schweiz, du warst
00:18:49: in Österreich lange, wie kam das zustande und vielleicht so Anschlussfrage, die schon
00:18:57: fast zum Kleines bisschen so ein Roundup vorweggenommen ist, dich hat es ja im Prinzip aus dem Thema
00:19:02: Personenverkehr ja nie so richtig weggezogen.
00:19:05: Also irgendwas musste ich ja auch in deiner Zeit bei der Deutschen Bahn für das, am
00:19:07: Ende ja auch für das Thema ja begeistert haben, oder?
00:19:10: Ich habe damals also bei der DB, das war wirklich Lernzeit, also ganz viel Lernzeit und ich
00:19:15: habe damals ein sehr großes Herz entwickelt oder gemerkt, dass ich es habe, also vielleicht,
00:19:21: ich glaube, das triggert immer etwas an und eine Stärke in mir entdeckt über neue Produktentwicklungen
00:19:27: und neue Geschäftsmodell-Themen.
00:19:29: Also das ist etwas, was ich gemerkt habe, das liegt mir, das kriege ich irgendwie hin,
00:19:32: ich kam mich sehr gut in die Perspektive von Entkunden und damit meine ich draußen die
00:19:36: User und jetzt nicht die Politik und Coren versetzen und zu sagen, was muss ich triggern, damit
00:19:42: es gekauft wird.
00:19:43: Also so ein richtiger Vertriebsmensch mit Kombination aus, ich kenne das System und weiß welche
00:19:49: Würfel man da zusammenstecken muss.
00:19:50: Das ist etwas, was mir gezeigt hat, wie gut es geht.
00:19:53: Ich bin dann aber nach der DB-Zeit erst mal in die Schweiz gegangen, das hatte private
00:19:58: Gründe und bin dort ganz bewusst eben nicht in die gleiche Schiene gegangen, obwohl ich
00:20:04: das hätte machen können damals bei der SBB, sondern ich bin in die kleinere Gesellschaft
00:20:09: der BLS gegangen, also der Berner Oberlandbahn-Geschichte, das zweitgrößte SPNV-Unternehmen
00:20:18: in der Schweiz und habe dort das ganze Thema strategische Angebotsplanung gemacht.
00:20:22: Mit der ganz bewussten Entscheidung, wenn ich in diesem Sektor Eisenbahn bestehen möchte,
00:20:29: dann muss ich auch verstehen, wie es produziert und erstellt wird.
00:20:33: Also Heavy Maintenance, Heavy Infrastructure, welches Rollmaterial wird geplant, wie sind
00:20:37: denn die Basics dieses Systems?
00:20:39: Ich habe mich also von dieser Vertriebsmarkt-Schiene mal entfremdet und bin dann wirklich
00:20:43: an die Operational-Seite, also an die Basis-Seite gegangen.
00:20:46: Das war gut, das waren zwei gute Jahre von Schienbegradigungen bis mechanischen Umspuranlagen,
00:20:51: Rollmaterialbestellungen, also alles, was du heute so auch etc.
00:20:55: täglich und alles technisch so brauchst als Wissen, um Züge überhaupt bestellen und
00:20:59: fahren lassen zu können.
00:21:00: Das war eine sehr gute Zeit.
00:21:02: Nach zwei Jahren, dort kam dann der Ruf aus Österreich, der kam deshalb, weil Österreich
00:21:08: zu dem Zeitpunkt, also die österreichischen Bundesbahn vor der Wahl standen, ob sie den
00:21:12: Markt liberalisieren oder wieder in Direktvergaben und Personenverkehr einsteigen.
00:21:15: Da ich diese Erfahrungen in Deutschland gemacht habe, haben sie jemanden gesucht, dass er
00:21:20: in Personenverkehr begleitet.
00:21:21: Und so kam mein Wechsel dann nach Wien.
00:21:23: Ich habe dort sehr viel im Personenverkehr gemacht, bin aber wieder so in diesen gleichen
00:21:30: Schritt reingekommen.
00:21:31: Es war wieder Vertrieb, es war wieder Pricing, es waren wieder Projekte, es war wieder Governance,
00:21:35: wissen wir es mal, es war wieder Maintenance etc.
00:21:37: und ich bin dann im Punkt gekommen, wo ich gesagt habe, ich will kein Personenverkehr
00:21:41: mehr machen.
00:21:42: Also die wenigsten ist es überhaupt transparent, dass ich bei den österreichischen Bundesbahnen
00:21:47: mehr im Bereich Güterverkehr und Speditionssektoren gemacht habe als im Personenverkehr.
00:21:52: So und bin dann und hab von den Jahren dort, ich glaube sechs Jahre lang, fünf bis sechs
00:21:59: Jahre lang Güterverkehr mitsaniert oder mit begleitend dürfen die Sanierung.
00:22:03: Ich habe größere M&As gemacht in den Sektoren und ich habe selber dann drei Jahre auch eine
00:22:08: Speditionsfirma geleitet, die faktisch auf der Straße unterwegs war, die auf der Schiene
00:22:13: unterwegs war.
00:22:14: So und das waren natürlich ganz andere Marktkonditionen, ganz andere Regeln, ähnlich Artverwand,
00:22:21: aber dann am Ende ist eines dann doch eine Palette und andere ist dann doch Fahrgast
00:22:25: und hab mich dann in den Jahren dort sehr spektrum erweitert, weil das Schöne, was du gemerkt
00:22:33: hast, du bist dann beides Mal in der Logistik Szene unterwegs, einmal ob sie wahren Logistik
00:22:37: ist oder auf der anderen Seite die Personen-Logistik, es mündet alles immer in den gleichen Problemen
00:22:41: und in den gleichen Herausforderungen, es schimpft sich nur anders.
00:22:44: Und das war eine sehr interessante Zeit, bevor ich dann am Ende jetzt zum HVV gekommen
00:22:49: bin, also wieder dann zurück in den Personenverkehrssektor reingegangen bin.
00:22:52: Aber würdest du schon sozusagen die Einschätzung treffen können, wie Mobilität und ÖPNV
00:22:59: auch in der Schweiz, in Österreich vielleicht auch anders verstanden wird oder anders angegangen
00:23:04: wird, gibt es andere Probleme, andere Herausforderungen oder kann man das eigentlich sagen, ja im
00:23:09: Prinzip sind es überall die gleiche, du hast es ja gerade so ein bisschen angedeutet, im
00:23:12: Prinzip sind es überall die gleichen Herausforderungen, aber gibt es da irgendwie auch vielleicht
00:23:16: herangehensweise, strategische Herangehensweisen, die anders sind als hierzulande, geht man da
00:23:21: vielleicht manchmal unkomplizierter mit Dingen oben, ist die ÖPNV-Landschaft einfacher gestaltet
00:23:27: in Österreich und in der Schweiz, kannst du das irgendwie, kannst du uns da mal eine
00:23:30: Einschätzung geben, wie da die Unterschiede sind?
00:23:32: Also die fachlichen Herausforderungen sind überall ident, ja, weil ÖPNV funktioniert
00:23:38: nichts irgendwo anders, der andere hat vielleicht ein bisschen andere Topografie, Geografie,
00:23:43: aber am Ende des Tages wollen Menschen sich bewegen.
00:23:45: Der ganz, ganz große Unterschied zwischen diesen drei Ländern ist der politische Zugang
00:23:52: zum System ÖPNV und Logistik.
00:23:56: Deutschland ist wahnsinnig föderalistisch aufgestellt, das sind die anderen übrigens
00:24:01: auch, also immer so der Spruch, ja Österreich ist gerade mal so groß wie Bayern und Schweiz
00:24:05: ist dann noch kleiner, wo ich sage, das ist egal, die haben ja auch ihre x-Ansal an Bundesländern,
00:24:10: die haben die gleiche Anzahl Parteien, die haben die gleiche Anzahl Probleme, alles halt
00:24:14: nur anders gegossen, ich kann ja auch nicht sagen, Amerika ist so viel anders als Deutschland,
00:24:18: das sind alles am Ende demokratische Grundstrukturen, die sehr föderalistisch aufgestellt sind.
00:24:22: Aber was die in Österreich und in der Schweiz geschafft haben im Gegensatz zu Deutschland
00:24:26: ist, dieses Thema Verkehr, infrastruktureseitig und vom Zugang seit der Nachkriegszeit kontinuierlich
00:24:35: mit einem Plan durchzusteuern, vollkommen egal, wer an der Regierung war und vollkommen
00:24:41: egal, wer wie wo was gewählt worden ist. Es ist immer der gleiche Zugang gewesen, wir
00:24:45: bauen das aus, wir investieren einen großen Anteil unseres BIPs in das System, es gibt
00:24:50: einen einheitlichen Infrastruktur-Ramenverkehrsplan, das ganze Thema in Stellenwert, Schweiz ist
00:24:55: ein Eisenbahner Land, das ist einfach so, das merkst du in jeder Probe, integrierter
00:25:01: Taktverkehr, auch diese ganze, die haben es trotzdem schwierig, die haben trotzdem ihre
00:25:04: Länder, die haben trotzdem auch genau wie Deutschland ihre 8000 Verkehrsunternehmen,
00:25:08: die du alle unter einen Deckel bekommen musst, das ist keine Topdown-Nummer da unten, das
00:25:11: ist auch alles bottom up. Aber das Grundverständnis ist da, das Gleiche in der Schweiz. So, was
00:25:16: erlebe ich jetzt, nach fast 10 Jahren Abstinenz, dann, mit einem 8 Jahren Abstinenz aus Deutschland
00:25:22: komme ich dann zurück nach Deutschland, zum HVV, auch im Rahmen des Deutschland-Tickets
00:25:27: natürlich dann auch in ein sehr großes, breit gefächertes Bund-Länder-Thema mit rein.
00:25:32: Ja, und dann merkst du, dass es halt so in Deutschland nicht funktioniert und ich habe
00:25:38: ja die Erfahrung, insbesondere in Österreich gemacht, mein ehemaliger Chef ist ja dann
00:25:41: Bundeskanzler geworden, das heißt, ich habe ja einen sehr nahen Draht gehabt, auch zu
00:25:45: diesen politischen Entscheidungswegen und in diesen ganzen politischen Kreisen, wie
00:25:49: dort gearbeitet wird und das kann ich auch sehr gut mit dem vergleichen, wie es in Deutschland
00:25:52: gemacht wird. Und in Deutschland ist der Federalismus und die Meinungsbildung und dieses, ich muss
00:25:59: mich jetzt mal gegen jemandem stellen, weil das ist nicht meine Parteikulör oder ich
00:26:02: muss jetzt gerade mal Wahlprogramm runterleiern, weil es ist gerade super, viel stärker ausgeprägt.
00:26:06: So, und das verhindert am Ende des Tages die notwendigen Investitionsmittel, ja, das verhindert
00:26:12: am Ende die Einheitlichkeit und das verhindert auch diese kontinuierliche Umsetzung der gleichen
00:26:17: strategischen Maßgaben, die es auch in Österreich und in der Schweiz gibt. Und dann sitzt man
00:26:21: beim HVV oben und heißt, du Anna, in Wien funktioniert das ja alles so super, ihr habt
00:26:24: da so einen Modelschiff von fast 40 Prozent und ihr habt da das Klimaticket und wie habt
00:26:29: ihr das denn gemacht, das ist da den Fernverkehr und bla bla bla und warum funktioniert das
00:26:33: alles in Deutschland nicht? Ich so ja, kann ich euch erzählen, wollte aber nicht hören.
00:26:36: So, und das ist ein Riesenzugangsthema, weil die anderen sind einfach deutlich weiter,
00:26:42: als wir das müssen einfach sagen. Also das ist auch von der Wertschätzung, von der
00:26:46: psychologischen Wertschätzung des Endkundens zum System. Ihr könnt in die Schweiz und gerne
00:26:50: mal nach Deutschland, in der Schweiz und Österreich kommen und euch mal die U-Bahn und S-Mann-Station
00:26:54: anschauen. Die sind nicht zugeschmiert, voll gemüllt, zugepinkelt, es gibt es hier gar nicht.
00:26:59: Du findest das hier einfach nicht. Das ist nicht, weil da tausend Leute stehen, Sicherheitsleute
00:27:04: stehen die drauf schauen, dass du da nicht Graffiti drauf machst. Es ist so, dass das
00:27:08: Verständnis der Bürgerinnen und Bürger hier einfach ist, dass das ein Teil des Gemeinwohls
00:27:14: ist. Also das meine und deshalb geht man mit diesem System anders um. Und das ist in Deutschland
00:27:19: leider nicht der Fall. So, und das ist etwas, wo du dann noch viel weiter vorne anfangen
00:27:24: musst, um diesem System auf die entsprechende Wertigkeit mitzugeben. Da merkst du übrigens
00:27:31: dann auch das ganze Thema, da kommt immer das Thema Autoland Deutschland. Also wo kommt
00:27:35: das überhaupt her, dass es da diese ganz starke Divergenz und Abschichtung gibt der einzelnen
00:27:41: Verkehrsträger? Ja, genau darüber wollen wir sozusagen gleich in der, man könnte sagen
00:27:47: der zweiten Hälfte des Podcasts sprechen, weil wir nämlich jetzt erstens in deiner Karriere
00:27:51: so ein bisschen angelangt sind. Du hast es gerade schon gesagt bei deiner aktuellen
00:27:54: Position. Vielleicht als kleiner Roundup sozusagen jetzt der ersten Hälfte unseres Gesprächs,
00:28:00: ein bisschen deine Karriere. Wie sieht denn die Managerin die Führungskraft an der Corbot
00:28:08: aus? Wie würdest du die beschreiben? Was ist das, was dich ausmacht? Vielleicht auch
00:28:11: so ein bisschen wo hast du dir was abgeguckt? Was hast du irgendwo gelernt, was dich heute
00:28:16: ausmacht in deiner Rolle als Geschäftsführerin, als Führungskraft, als Managerin, als Mentorin?
00:28:21: Was ist deine Philosophie? Einfach mal machen. Also ich gehöre nicht zu den Leuten die jetzt
00:28:27: sagen, dass du ab einer gewissen Positionsebene selber nicht mehr anpackst oder mal machst
00:28:32: oder dir berichten lässt oder Delegierst oder so. Das gehört alles immer dazu. Ich bin
00:28:36: sehr jung Führungskraft geworden so und ich habe aber meine Energie immer darauf verwendet,
00:28:42: selber in die Umsetzung einzusteigen wo es notwendig ist oder mit wachsender Verantwortung
00:28:47: die Spärspitze zu übernehmen. Also ich bin nicht der General der Oma auf dem Bügel steht
00:28:51: und der Kameraderie Sachhose hinrennen soll, sondern ich stehe vorne Kalivari mit und Brüll
00:28:56: mit und zielos. Man sagt auch immer so, dieses Thema, es gibt keine Grenzen. Du kannst es
00:29:05: umsetzen, du musst es probieren, du musst zielos aufbrechen, du machst es irgendwie möglich,
00:29:09: wenn es logisch, wenn es zielführend ist. Das ist etwas was mich als Person glaube ich
00:29:14: sehr stark ausmacht und das ist auch ein großer Bruch, sage ich mal, zu dem wie man das sonst
00:29:21: in der Branche halt kennt. Weil ich habe mich bei uns im Hamburger Verkehrsverbund ja auch im Rahmen
00:29:26: dieses ganzen Deutschland-Tickets als ich zum Beispiel kam, ja auch an die Spärspitze der Bewegung
00:29:30: Gesetz mit den ganzen Leuten, mit dem Verkehrsunternehmen gesagt, wir machen da jetzt eine geile
00:29:34: Geschichte draus. Deshalb sind wir auch der Verbund der die meisten Deutschland-Tickets nach der
00:29:37: DB verkauft. Das sind wir jetzt nicht, weil das vom Himmel gefallen ist. Wie oft werden Sachen gesagt,
00:29:43: das geht nicht, das ist historisch so gewachsen, das kann man gar nicht ändern oder dafür bekommst
00:29:49: du die Freigaben nicht oder dafür wirst du kein Cent bekommen, das kriegst du nicht,
00:29:53: das kriegst du nicht durch. So das sind alles so Sachen, die motivieren mich eigentlich noch mehr,
00:29:56: wo ich sage, ach ja bist sicher, ich krieg es schon durch, so und ich krieg es auch durch. So und
00:30:01: das ist halt jetzt die Frage, wie bewegst du dich im Rahmen deiner Rolle, wie schaffst du es dich
00:30:05: Stakeholder von dem zu überzeugen, was du am Ende des Tages brauchst und möchtest und wie
00:30:08: schaffst du das Ergebnis zu liefern. Und ich bin jetzt, obwohl ich jahrelang Chefstrategien von
00:30:14: unterschiedlichen Einheiten gewesen bin, ja und ich kann mich strategisch ausrichten, aber ich messe
00:30:20: mich am Ende des Tages daran, ob ich das wirklich zur Umsetzung gebracht habe und nur das ist das
00:30:25: einzige, das worüber ich rede und das ist das einzige, worüber ich berichte. Und diese Fragen,
00:30:30: wie stellst du die Mobilität im Jahr 2030 vor, habe ich gesagt, interessiert mich nicht, weil ich
00:30:34: interessiere mich jetzt für die Mobilitätspunkte jetzt und welche Maßnahmen muss ich jetzt
00:30:37: jetzt damit morgen, heute und übermorgen besser wird. Aber wir reden nicht über 2040, ja, weil
00:30:43: das ist blub, ja, das kannst du rauchen anzünden. Ja, das haben wir auch schon häufiger jetzt auch
00:30:49: bei, wenn wir darüber diskutieren, so auch über die Autoindustrie-Visionen, die vor zehn Jahren
00:30:54: getroffen wurden fürs Jahr 2025, sind alle nicht eingetroffen, kann man eigentlich so mal, kann
00:30:58: man so sagen und das ist immer schwierig dann über Prognosen in 20 oder 25 Jahren zu sprechen. Was ich
00:31:04: ganz beeindruckend finde, deine Selbstbeschreibung einfach mal machen würde ja eigentlich ganz
00:31:09: gut passen zur freien Wirtschaft zu, zu einem Start-up, keine Ahnung im Silicon Valley oder so.
00:31:14: Also das ist ja schon was, wo wirklich Welten aufeinanderprallen, da muss man auch wirklich
00:31:18: also ein enormes Durchhaltevermögen auch zeigen und gegen Widerstände kämpfen mit so einer
00:31:24: Mentalität dann auch in vielleicht auch manchmal verkurseten Strukturen von Verkehrsbetrieben
00:31:29: und Verbünden auch zu agieren. Also das stelle ich mir unheimlich herausfordernd vor,
00:31:33: das auch wirklich durchzubringen. Ist das auch. Also es ist nicht so, dich begrüßt keiner mit
00:31:38: Kusshand. Du bist immer irgendwie so der Ja, die kennt sich nicht aus, die ist jung, eine Frau,
00:31:42: also dann kommt das alles so, je so jung bin ich gar nicht mehr, ich werde 45 im Dezember Jungs. Also
00:31:46: woanders kriegen dann hier schon so graue Haare oder fallen aus oder irgendwie sowas. Also diese
00:31:52: Seniortätmerkmale, die kann man so als Frau ja so ein bisschen wegferben. Aber ganz ehrlich,
00:31:58: es ist nicht einfach, aber es sind immer so zwei Punkte, einmal dieses machen wollen und das andere
00:32:03: ist, du kannst nichts im Leben alleine machen. Wenn du es alleine machen willst, gehörst du zu den
00:32:07: Leuten, die eine große Fresse haben, aber nichts liefern. So und ich schaffe das nur am Ende des
00:32:13: Tages, weil mir der liebe Herr Gott ein Merkmal mitgegeben haben muss, anders kann ich es mir nicht
00:32:19: erklären, weil ich habe nie im Leben Seminare besucht, ich war auf keinem Führungskräfte-Seminar,
00:32:23: keinem Coaching-Seminar, keinem Redeseminar, ich weigere mich auch, ich gehör zu den Leuten,
00:32:27: ich sag, funktioniert bei mir nicht, mich gibt es nur live, aber nicht in so Testdingern, weil ich
00:32:33: es schaffe, Leute von meinen Ideen mit meiner Energie mitzunehmen. Ich schaffe es, die Leute
00:32:38: einfach dafür zu begeistern, zu sagen, hey, das probieren wir jetzt mal aus. So lange sie
00:32:44: da vorne steht und sagt, das geht, dann stelle ich, vielleicht stelle ich mich mal dahinter. So,
00:32:48: wenn dann so ein, zwei Erfolge eintrudeln, dann merkst du, dass das so eine wahnsinnige Sogkraft
00:32:52: entwickelt. So, und dafür gibt es auch einen Spitznamen, das wird auch oft danach gefragt. Ich
00:32:59: habe dann immer so, man vergleicht das immer so mit diesem Jean-Darck-Syndrom, ich hoffe nicht,
00:33:04: dass ich dann irgendwann auf dem Scheiterhaufen stehe, ich glaube, es war dann auf dem Scheiterhaufen
00:33:08: oder so, also auf jeden Fall geht das nicht so gut geändert, aber mir geht es mal um die Zeit
00:33:12: davor, sie hat es ja auch geschafft, zu mobilisieren in einer recht auswechslosen Situation, in einem
00:33:18: verkrusteten Umfeld, wo auch alles hieß, das ging nicht und ich versuche mal dieses Bild dann zu
00:33:22: strepazieren, wenn mich einer fragt und sagt, so müsst euch das, es ist nicht einfach, aber die
00:33:26: eigene Organisation hinter sich zu stellen, die Verkehrsunternehmen, die Politik mit der Politik,
00:33:30: das zusammenzumachen, das gelingt. Gelingt mir das,
00:33:34: dann immer im bundesweiten Kontext? Nein. Kann ein Mensch mit einem Team zusammen in Deutschland
00:33:42: erinnern? Nein. Kann man aber mit gutem Beispiel vorangehen? Ja, schafft das immer Freunde? Nein,
00:33:48: das ist ganz bestimmt nicht. Aber auch da gibt es das Phänomen. Am Anfang bist du belächelt,
00:33:53: dann wirst du beneidet, dann wirst du ignoriert und dann fragen sie doch nach, wie du es gemacht
00:34:00: hast. Aber natürlich nicht offiziell. Also eher so innerfiziell. Und dann findest du auf einmal,
00:34:06: wo sagt, wenn es da geht, dann will ich auch. Und dann flechtet sich das so ein bisschen aus.
00:34:10: Und das ist für mich dann immer den Riesenerfolg, wie es funktioniert. Und ja, ich führe mein Unternehmen
00:34:16: auch wie ein Startup. Ich führe die Leute wie ein Startup. Wir haben neue Büros, die sind an
00:34:20: Hafen City in Hamburg total mega, total stylish. Da kann jedes Startup gerne vorbeikommen und
00:34:25: glotzen, wie geil es bei uns ist. Ja, es ist alles hochgradig modern, geile Farben, alles mit
00:34:31: frische und mit dem, was du so state-of-the-art an Technik grad so brauchst. Kikertisch ist auch
00:34:35: immer wichtig. Bitte? Kikertisch ist auch immer wichtig. Kikertisch Playstation, Kikertisch Playstation,
00:34:41: wir haben eine ganze Scheiße. Das ist da riesige Line-Wender, so wie beim Apple Store, wenn du
00:34:44: reinkommst, da wird jetzt Fußball übertragen, mit und ohne. Das ist mir scheißegal. Essen,
00:34:48: Trinken, alles da, Bier willst haben. Also es ist alles da. Der HVV ist der modernste, coolste
00:34:53: Verbund, weil wir es einfach gemacht haben. Ja, verstehst du? Weil einfach gesagt, ich tu das jetzt,
00:34:58: ich fragt jetzt auch nicht irgendwen da, ob ich das jetzt machen darf. Ich mach das einfach. So,
00:35:02: jetzt kommen sie alle zu uns und sagen, hey, das ist ja geil, die will ich arbeiten, die will ich
00:35:05: machen. So, und das ist dieses Bild. Und wenn du das übertragen kannst, dann auf deine Marke,
00:35:10: auf deine Kunden, auf dieses Virus positiv, muss man mal aufpassen nach Corona. So,
00:35:15: na, ihr wisst schon, ansteckungsthema, dann hast du sehr viel profitiert. Und mich freut es, dass
00:35:21: man jetzt nach diesen drei Jahren dann auch merkt, wie dann auch andere auf einen zukommen und sagen,
00:35:27: hey, wollen wir das nicht zusammen machen? Wollen wir nicht zusammen daraus profitieren? Wollen
00:35:30: wir das zusammen nicht verändern? Und dann schaffst du Bewegung rein. Brauchst du und suchst
00:35:34: du auch Leute, die auch so unterwegs sind? Also sind deine, du sagst zum Beispiel bei LinkedIn,
00:35:39: hast du selbst über dich geschrieben, harte in der Sache färmtonen, darf auch mal lauter werden,
00:35:44: darf auch mal bestimmter werden, immer respektvoll, das ist völlig klar. Brauchst du dann aber auch
00:35:48: Leute, die das auch machen und vielleicht auch mal selbst Reflexion, kannst du das auch ab,
00:35:52: wenn sozusagen dann auch mal jemand sagt aus dem Team oder wartest du das sogar, dass mal jemand
00:35:56: auch sagt, Anna, nein, das klappt überhaupt nicht, hinten und vorne nicht, jetzt ist mal gut.
00:36:00: Oh ja, das kann auch mal laut werden, laut den Positiven. Ja, also ich bin ein energetischer Mensch
00:36:08: und da muss ich auch immer schauen, dass beides dabei ist. Also ich rekrutiere viele Menschen mit
00:36:14: ähnlichen Offenheit, die bewusst nicht aus der Branche kommen, die bewusst was anderes gemacht
00:36:20: haben im Leben, die reingehen, die sehr offen sind und die sich dadurch heraus tun, dass sie,
00:36:27: dass sie auch widersprechen können, dass sie sagen, damit wird nichts, das funktioniert nicht,
00:36:32: dass man in eine Diskussion geht, aber genauso geht es mir um die Bestandsmannschaft, die abzuholen
00:36:38: und mitzunehmen. Da ist nämlich das Wissen verankert. Bist du, ich bin nicht der ÖPNV Göttin
00:36:44: oder die Logistik Göttin, die alles weiß, nein, dafür gibt es die Leute, die wissen was alles,
00:36:48: ich weiß es nicht. Aber diesen Sparing zu haben, das sind die, die einen dann immer wieder,
00:36:52: sage ich mal, erden auf dem Boden der Tatsachen zurückholen oder ich muss die mal mitnehmen
00:36:57: in meine Ufo-Kapsel und sagen, ich glaube, das geht jetzt trotzdem, das Flensinkum kann man jetzt
00:37:01: mal rausreißen, aber diese Symbiosis unheimlich wichtig. Also diese Vernetzung und das ist auch
00:37:05: immer worauf ich schaue, ich bringe neue Leute ins System, aber diese neuen müssen mit denen,
00:37:10: die da sind, zusammen funktionieren können. Wenn das die neuen nicht können, können sie wieder
00:37:14: gehen. Also ich brauche am Ende nicht elf mal ein Ronaldo auf dem Stuhlplatz, das brauche ich nicht.
00:37:18: Ja, sondern wir brauchen ein, zwei gute Stürmer, ja, die das sind und der Rest an der Basis, der
00:37:23: dieses Spiel aufrecht erhält und das ist das, was einem gelingen muss kulturell, dass es da keine
00:37:28: Neid-Verzugsfaktoren gibt, weil es muss man, es gibt nicht den besseren, ja. Es gibt vielleicht
00:37:33: einen, der kann besser präsentieren, der andere kann besser echseln und der Dritte, der kann besser
00:37:36: die Beförderungsbedingungen, ja, und ich brauche am Ende alle. Ja, Anna, dann kommen wir jetzt an
00:37:42: dieser Stelle zu einer, an so ersten Rubrik und auch so einzigen Rubrik in unserem Podcast.
00:37:47: Was mich bewegt. Ja, jeden unserer Gäste bitten wir im Vorfeld ein Thema mitzubringen, von dem
00:37:55: weder Pascal noch ich irgendwas wissen. Wir geben unseren Gästen da auch keinerlei Vorgaben,
00:37:59: deswegen sind wir gespannt, Anna, was hast du uns denn für ein Thema mitgebracht?
00:38:03: Na ja, vielleicht ein ganz aktuelles. Wir wollen gerne mit euch über die Europawahl sprechen.
00:38:08: Das können wir sehr gerne tun, ja. Ja, und ich habe ja schon gesagt über Astrophysik lasse ich
00:38:14: aus, sonst ist das Gespräch zu Ende. Aber was mich natürlich sehr geprägt hat und da würde
00:38:20: mich mal eure Meinung interessieren, es hat auf alles ja am Ende einen Einfluss auch auf unsere
00:38:25: Arbeit, auch auf das, was wir am Ende des Tages tun, ist die Positionierung jetzt von vielen,
00:38:33: vielen Ländern, Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien mit einem massiven Rechtsruck. Man
00:38:39: sich Wahlergebnisse und so weiter und auch Gründe für die Wahlen anschaut, warum wer was gewählt
00:38:44: worden ist und ich übersetze das dann immer auf mein, es gibt mein privates Umfeld, das lasse ich
00:38:49: jetzt mal aus und vor und dann schaue ich mal auf das, was ich tagtäglich in der Arbeit erlebe.
00:38:53: Muss ich sagen, über 50 Prozent meiner Gäste sind keine klassischen, ich sage jetzt das mal ganz
00:39:02: wo, Bundesdeutsche Bürger und Bürgerinnen, sondern wir haben eine gemischte Kultur, wir
00:39:07: haben eine gemischte Kultur herkommstechnisch und allmöglich in meiner Arbeitswelt bis hin zu
00:39:12: denen, die das tätigen, also wirklich in der Operativen und dann kriegst du so ein Ergebnis und
00:39:17: dann wirst du als Geschäftsführerin angeschaut und dann, sie wissen sehr, die kommt ja auch aus
00:39:20: Polen, die ist ja auch zugezogen, ich bin keine Spätsaussiedlerin, wir sind einfach rüber. Ja,
00:39:24: ich habe mit 18 Jahren meinen Pass bekommen, etc. und dann stehst du dann sagst, für dich selber,
00:39:28: für die, was heißt das denn jetzt für meine Fahrgäste, muss ich mir da jetzt Sorgen machen,
00:39:33: ihr kriegt das ja mit den Übergriffen überall mit, was passiert denn da, was heißt das denn jetzt
00:39:38: für meine ÖPNV-Welt, die am Ende ja mit ihrer Daseinsvorsorge für jeden da ist und mich hat
00:39:43: das sehr nachdenklich gemacht. Ja, also mich macht es auch nachdenklich, also muss ich muss ich
00:39:52: auch sagen, ich fand es auch, wir haben es tatsächlich auch, ohne dass wir wussten, dass das
00:39:56: dein Thema ist, tatsächlich auch hier auf unserer Liste stehen das Thema Europa, einfach weil du
00:40:00: natürlich auch gerade bei LinkedIn gerade erst natürlich nach der Europawahl auch, auch was
00:40:05: dazu geschrieben hast und weil man auch sehen kann, dass du zum Beispiel ja auch auf auf so europäischen
00:40:12: Konferenzen sprichst, also dass dir das Thema Europa schon auch eins ist, was dir glaube ich am
00:40:16: Herzen liegt, zumindest kann man das rauslesen und ja, ich finde es, ich kann da gar keine
00:40:25: andere Meinung haben, ich glaube Janik und ich machen hier auch selten einen Held daraus,
00:40:30: wo wir politisch stehen und dass das auch gerade momentan nicht die Richtung ist, die jetzt durch
00:40:36: die Europawahl jetzt hauptsächlich abgedeckt ist, da müssen wir glaube ich auch gar nicht
00:40:40: irgendwie groß uns verstecken, da darf man ja auch in jeder Meinung haben. Ich finde es im
00:40:46: Umgang unfassbar schwierig, am schwierigsten finde ich eigentlich, dass Deutschland an seinen
00:40:54: Nachbarländern sieht, in welche Richtung sich das die nächsten Jahre noch entwickeln wird,
00:40:59: das sieht man in Italien, das sieht man in Frankreich, da wo die Rechtspopulisten in
00:41:05: zwischen stärkste Kraft werden, man sieht inzwischen auch und das ist vielleicht dieser
00:41:09: Hoffnungsschimmer, man sieht inzwischen, dass zum Beispiel Länder wie Polen, dein Heimatland oder
00:41:14: dein Geburtstland, das tatsächlich schon langsam aber sicher wieder so ein bisschen hinter sich
00:41:18: haben, dass da tatsächlich die Rechtspopulisten wieder, ich glaube inzwischen, trittstärkste
00:41:26: Kraft oder so glaube ich geworden sind jetzt bei der Europawahl, das sah natürlich auch schon mal
00:41:29: anders aus, da es ein bisschen mit der Hoffnung verbunden, dass das vielleicht ein Zyklus ist,
00:41:35: den viele europäische Länder momentan natürlich in einer Situation großer Transformation,
00:41:42: große Transformation heißt auch immer Transformationsängste auf Seiten der Bevölkerung,
00:41:47: man sieht natürlich momentan, das sieht man dann offensichtlich ja nicht nur in Deutschland,
00:41:51: sondern in vielen anderen europäischen Ländern auch, dass es nun mal auch an Antworten fehlt auf
00:41:57: die großen Herausforderungen unserer Zeit, denn wenn es glaubhafte Antworten gäbe,
00:42:02: seitens der etablierten Politik, dann würde es vielleicht auch viele dieser Entwicklungen oder
00:42:06: diese diese Ausflüchte nicht geben. Ich glaube auch in Deutschland, dass immer noch viele Menschen,
00:42:12: die sich der AfD zuwenden, das nicht tun in dem Gedanken, dass genau darin die Antwort liegt oder
00:42:21: dass da wirklich eine überzeugende politische Antwort für die Herausforderung unserer Zeit
00:42:25: vorhanden ist, sondern dass es vielleicht einfach auch nur dieses Gefühl der Verheißung ist,
00:42:30: es könnte eventuell überhaupt eine Antwort geben, die nicht in dem liegt, was momentan etablierte
00:42:35: Parteien machen. Und wenn man jetzt die Hoffnung haben kann, dass sich sozusagen dieser Zyklus
00:42:42: einer ist, den Deutschland jetzt durchmacht, den Italien und Frankreich schon einen Schritt
00:42:46: weiter sind und in Polen vielleicht noch einen Schritt weiter, dann kann man hoffen,
00:42:49: dass sich das vielleicht in den nächsten Jahren dann auch wieder abäppt. Aber die Lösung kann
00:42:54: natürlich auch nicht lauten, jetzt einfach nett zu hoffen und jetzt wieder zehn Jahre lang nichts
00:42:57: zu tun. Das denke ich auch und ich finde auch die Frage, kann man überhaupt die Hoffnung haben,
00:43:02: dass es sich in so Zyklen bewegt oder schreiten wir mit großen Schritten auf eine sehr düstere
00:43:08: Zukunft zu. Für mich ist es ganz grundsätzlich, wenn man es auch ein bisschen auf unsere
00:43:11: Branchen, Mobilität und Automobilindustrie mal runterbricht, einfach auch ein ganz schlechtes
00:43:16: Signal für die großen Transformationsprojekte, die wir so vor uns haben und gerade auch im Blick
00:43:21: auf das Thema Nachhaltigkeit. Wenn man sieht, dass die die nachwachsenden Generationen jetzt
00:43:25: war es das erste Mal so, dass 16-Jährige bei der Wahl mitmachen dürfen, als Wähler dabei waren.
00:43:30: Und die AfD? Genau und die nehmen auch vor allem, wenn ich mich eine Umfrage richtig verstanden
00:43:37: habe, das Thema Wohlstand über den Thema Nachhaltigkeit, über dem Thema Klimawandel,
00:43:43: also die Bekämpfung des Klimawandels, der Klimakatastrophe und das sind für mich ganz,
00:43:48: ganz ja, ganz angstmachende Signale, sage ich mal, die da ausgestrahlt werden, gerade eben auch für
00:43:54: diese ganzen, für den großen Wandel, vor dem wir stehen, gerade im Blick auf das Thema Nachhaltigkeit.
00:44:00: Wer danach kommt und das ist nicht mehr um diese Themen so sehr geht in den Nachfolgengenerationen,
00:44:05: sondern eher ich muss unbedingt die Sicherung des Meines Wohlstandes, den wir uns aufgebaut haben
00:44:09: in den letzten Jahrzehnten, sichern. Wobei das natürlich am Ende des Tages auch wieder ein
00:44:14: Fehlschluss ist für mich, weil natürlich der Wohlstand in der Zukunft natürlich auch ganz,
00:44:18: ganz eng verknüpft ist mit den Fragen der Nachhaltigkeit, der Fragen auch der Mobilität
00:44:23: am Ende des Tages. Also ich denke mal, das sind auch Sachen, die dich da auch wahrscheinlich
00:44:27: umtreiben, auch gerade was die, die, die Nachfolgengenerationen anbelangt, oder?
00:44:31: Ja, definitiv. Also weißt du, für mich ist das immer so, wenn ich da mal zu meinem Blickwinkel
00:44:38: drauf schaue, glaube ich immer, dass die alteingesessenen Parteien, die Macht der Kommunikation
00:44:43: unterschätzt haben. Ja. So, und da sind wir wieder in diesem, wie auch in vielen anderen,
00:44:49: denen "du gutes und sprich" darüber. So. Und nicht "du gutes und sprich nicht darüber"
00:44:57: oder "reglementiere" oder sonst was. Also weißt du, was empfiehlen in den letzten Jahren,
00:45:02: sind ja viele gute Sachen passiert. Das will ich ja gar nicht ausschließen. Aber man hat die Sprache
00:45:07: des Volkes einfach nicht mehr getroffen. Ja. So, wir haben uns sehr darauf konzentriert,
00:45:13: auch als Unternehmen, als jeglicher Natur das Thema Vielfalt und Toleranz für unsere Gäste,
00:45:20: für unsere Kunden mit aufzunehmen. Von Regenbogenflagen bis jeder auf Pride bis Dings.
00:45:25: Und das ist ja sehr stark durchgegangen. Aber man hat das sehr wenig auf sich selber bezogen.
00:45:29: Auf seine eigenen Zustände, auf seine eigenen Toleranz-Themen. So, und jetzt kommen andere
00:45:34: Parteien. Es ist ja nicht nur die AfD, da gibt es auch viele andere Krauter, die da rumgehen,
00:45:39: die, ich sag mal, inhaltlich nicht so viel zu bieten haben, so wie ich es jetzt mal formulieren,
00:45:44: aber die in ihrer Kommunikationsart da die richtigen Experten daran gesetzt haben. Und die
00:45:49: es schaffen mit einfachen plakativen Aussagen über die sonstigen Kanäle, die es ja heutzutage gibt,
00:45:55: die wo halt jeder von uns über irgendwas drüber hängt. Also ich selber, ich hab jetzt kein Tiktok,
00:45:59: muss ich mal gestehen, da hab ich nie gerafft. Aber die einzige Partei, die da unterwegs ist,
00:46:02: ist die AfD. Ja, aber und jetzt genau, wie kann das sein? Ja, und wie kann das sein? Also wenn ich jetzt
00:46:08: PR-Berater, der ich weiß nicht was partei, wer würde ich sagen, hey guys, willst du, das muss
00:46:12: ich ja auch, ich muss doch dasselbe machen. Wenn ich ein Produkt verkaufen will, das ist doch vollkommen
00:46:16: egal, wer ich, jetzt müssen wir doch mit meiner Zielgruppen auseinandersetzen. Oder das macht
00:46:19: doch jeder, das haben wir gelernt an der Uni, ob es ein praktikables Uni. Und das hat die Politik
00:46:23: schlecht weg nicht gemacht, das haben die Regierung nicht gemacht. Das war auch nicht nötig bis
00:46:27: dato. So, und jetzt ist es, und da waren die anderen jetzt halt schneller. So kann es dann
00:46:32: Korrekturkurs geben, es ist immer schwierig, jemanden von seiner ersten Meinung bis dann,
00:46:36: schublatisierendes Denken wieder rauszubekommen. Jetzt muss man halt Gegenteese, jetzt ist man
00:46:42: halt in dieser Spirale mit drin, aber ich glaube, dass da sehr viel Arbeit einfach nicht geleistet
00:46:47: worden ist. In Kombination mit sehr schweren Themen, weil wer versteht, denn Wärmepunkten. So, und am
00:46:52: Ende wird dann über die Zeitung, und das verstehen 5 Prozent Deutschlands, in Deutschland
00:46:58: lebenden Menschen, und 95 Prozent denken, ich lebe ja in einem Spektrum, ich bin nicht im
00:47:04: Spitzensteuersatz, ich habe kein Haus, ich habe, wisse was ich meine, das muss mein Vermieter machen,
00:47:09: und wir debattieren neun Monate und schlagen uns die Köppe ein, ich sag ja nicht, dass das falsch
00:47:13: ist, ich sag ja nicht, dass ich dagegen bin, ich sag nur, interessiert das 95 Prozent, nein. So,
00:47:18: und da machst du die Lücke auf. Das heißt, wenn du das im Nachgang betrachtest, ist es vollkommen
00:47:22: klar, dass das so gekommen ist, und das ist das Traurige, das Sehende in Auge ist. Und ich hoffe
00:47:26: einfach nur, dass man das rauskristallisieren kann, weil ich natürlich jetzt immer im Bezug auf meine
00:47:31: Unternehmung immer nur sagen kann, und ich habe in Hamburg ja noch das Glück, dass Hamburg eines
00:47:39: der wenigen gallischen Dörfer war, die nicht blau eingezeichnet waren auf der Karte, sondern
00:47:44: vorrangig grün. Ja, wo ich einfach sage, wir haben hier ein anderes Verständnis, und wir sind
00:47:49: weltoffen, wir sind Toleranz, und dieser Zugang an rechts findet hier nicht statt, das gibt es hier
00:47:55: einfach nicht, und hier hat jeder sein Safe Space und kann sich bewegen. Aber es macht
00:48:00: eigentlich schon Sorge. Ja, es sind Hannover übrigens auch so. Wir gehören auch zu den,
00:48:04: bei uns ist es tatsächlich auch Grünen, immer noch wer mit Grün Bürgermeister und tatsächlich
00:48:08: auch noch hohe Zustimmungsraten. Also da haben die Grünen tatsächlich auch nicht erdrutschartig
00:48:13: verloren. Jetzt haben wir aber glaube ich, und da kommen wir jetzt mal auf das Thema zurück,
00:48:17: interessanterweise Hannover und Hamburg, glaube ich, einige Dinge ein bisschen gemeinsam. Wir haben
00:48:21: es an der einen oder anderen Stelle auch immer mal besprochen, weil wir natürlich unsere Heimatstadt
00:48:24: Hannover auch reflektieren. Hannover ist eine der archetypischen autogerechten Städte Deutschlands,
00:48:29: einfach weil sie nach dem zweiten Weltkrieg komplett zerstört war. Man hat sie komplett neu
00:48:33: aufgebaut und wenn ich eine Stadt in den 50er und 60er neu aufbaue, dann hat man das damals
00:48:38: gemacht, mit dem absoluten Fokus und zwar auf die brutalste Art durchgespielt. Wie komme ich
00:48:43: mit dem Auto von A nach B ohne zu oft abbiegen zu müssen? Und das ist ja, ich glaube das gilt für
00:48:48: Hamburg in einem selben Maße wahrscheinlich nicht, trotzdem natürlich zwei Städte, wo man
00:48:54: momentan, und das ist ja etwas, was wir sehr stark mitbekommen, auch da kommen wir jetzt von der
00:48:58: Politik ist langsam in die Mobilität, damit wir auch natürlich den Rest des Podcasts auch noch
00:49:02: mal inhaltlich über Verkehrswende und Mobilität sprechen können, weil es natürlich auch in
00:49:07: Hannover sehr sehr stark diskutiert wird, weil ein grüner Bürgermeister momentan versucht,
00:49:11: eben sehr stark andere Verkehrsformen, andere Verkehrsträger auch nach vorne zu stellen. Jede
00:49:17: Diskussion rund um eine autofreie Innenstadt, wo man vorher im Prinzip, und ich überspitze
00:49:24: eigentlich nicht mal, wenn ich sage, da konnte man mit dem Auto eigentlich direkt vorm
00:49:28: Kaufhaus parken und eigentlich im offenen Kofferraum sozusagen meine Einkäufe irgendwie reinstellen,
00:49:34: dass da natürlich momentan der Aufschrei riesig ist, wenn man dann sagt, na vielleicht sollte die
00:49:39: Straße nicht mehr vier, sondern noch zwei Spuren haben oder vielleicht machen wir sie sogar komplett
00:49:43: für Verkehr dicht, ist auch etwas, was momentan bei uns in Hannover sehr sehr kontrovers auch
00:49:48: diskutiert wird. Wie ist das vielleicht in Hamburg? Und dann auch nochmal jetzt wirklich der, wie
00:49:54: nimmst du die, die deine Rolle sozusagen auch war, auch mit den verschiedenen Verkehrsträgern,
00:50:01: das sozusagen auch irgendwo unter einen Hut zu bringen und eine gemeinsame Vision,
00:50:05: wir haben über den Föderalismus in Deutschland schon gesprochen, auch irgendwo aus am Ende zu
00:50:09: schaffen, eine gemeinsame Vision für eine Mobilität der Zukunft auch zu gestalten,
00:50:12: wo alle Verkehrsträger, Mobilitätsträger auch irgendwo ihren Part spielen müssen.
00:50:16: Also schaut mal, ich glaube nur dran, dass das zusammengeht. Also ich gehöre nicht zu den
00:50:25: ÖPNV-Tanten, die jetzt sagen, verkauft ein Auto, schwinge dich auf ein Lastenfahrrad und was
00:50:31: mit dem Lastenfahrrad nicht geht, das machst du halt mit dem klassischen ÖPNV.
00:50:33: Aber du hast kein Auto? Das habe ich in dem Interview gelernt von dir.
00:50:37: Genau, das liegt aber daran, dass ich in Wien so zentral wohne, dass ich kein Auto brauche,
00:50:42: weil das ÖPNV-System so verdammt gut ist, dass ich mit jedem Autofahrt einfach stundenlänger
00:50:47: unterwegs wäre. Und wenn ich ein Auto brauche, ich bin hier zum IKEA gekurft,
00:50:52: dann nehme ich mir so ein Chernau und dann fahre ich auch Auto oder ich bin mit meiner
00:50:56: Familie da zu einem Schloss hier nach Bratislava gefahren, um ein Auto genau,
00:51:00: weil das mit dem Zug einfach unzumutbar war oder zu teuer oder zu sonst was. Also ich nutze
00:51:04: Autos natürlich, aber ich besitze gerade selber, kein, ich brauche es nicht, in der klassischen Form.
00:51:10: Aber was wollte ich jetzt sagen? Ach ja, genau, das Silo-Denken aufzubrechen, das ist etwas,
00:51:17: was ja sagen muss, das ist elementarwichtig. Die Situation, die du in Hannover, in Hamburg,
00:51:21: vielleicht in anderen Städten beschrieben hast, ist vollkommen normal und historisch richtig.
00:51:26: Deutschland ist ein Autoland. Mein Gott, wo habt ihr denn eure Industrie her? Wo habt ihr
00:51:31: denn eure Lobby her? Wo kommt das denn alles her? Wo kam denn der Wohlstand Deutschlands her?
00:51:35: Ja, ja, nicht früher über Windräder, sondern wir waren klassisch in diesen ganzen Kohlebauwerken
00:51:41: halt unterwegs. Wir hatten damals sehr starke Rüstungs- und Bekleidungsindustrie und Deutschland
00:51:46: war ein wahnsinnig starkes Auto. Schaut mal, was wir alle für Autokonzern haben. So, und die haben
00:51:51: Millionen und Milliarden über die letzten Jahrzehne an Bruttosozialprodukt in Bound geleistet und sind
00:51:57: mit dafür verantwortlich für den Wohlstand, den wir in Deutschland erreicht haben und erreichen
00:52:01: konnten. So, und dafür erstmal, super. So, und jetzt gibt es eine Zeit, die sich jetzt halt ändert
00:52:07: in unserer Wahrnehmung. So, und die ändert sich ja primär durch die Diskussion des Klimawandels.
00:52:12: So, und dann kam man ja in diese, wir Menschen machen das ja total gerne. Es gibt ja weiße
00:52:17: Schafe und schwarze Schafe. Es gibt nichts dazwischen. Es gibt nur die zwei. So, und dann wurde
00:52:21: das Auto böse, weil es nimmt den Platz weg, ist nicht für jeden zugänglich, es kostet Geld,
00:52:26: es hat Abgase etc. Pp. So, und was ist dann die Antwort darauf gewesen? Ja, ÖPNV. Ein ÖPNV,
00:52:32: der die letzten 40 Jahre belächelt worden ist. Ein ÖPNV, ich weiß nicht wie gerne ihr mit dem
00:52:37: ÖPNV noch eine Schulzeit gefahren seid. Für mich war das mal die Strafe Gottes. Ich habe immer die
00:52:41: Bühneidete von ihren Eltern, die in den schicken Karren zur Schule gebracht worden sind.
00:52:44: Hast du einen Blick, der Fußläufig erreichen können? Ich habe es nicht gemusst.
00:52:46: Ja, ich leider nicht. Ich habe auch zum Dorf gewohnt. Da gab es Rabusse am Tag, weißt du, und dann
00:52:50: hast du dich in eine Sardine reingekwetscht und war das cool. Nein, wer saß denn im Bus? Schüler,
00:52:55: Captives, die klassisch reiten mussten, Leute, die keine Kohle hatten, weil sie sich das Auto
00:52:59: nicht leisten konnten. Wissen wir, was ich meine, ich hätte fast gesagt auch. All das, was man dir in
00:53:04: der Schule erzählt hat, was du nicht werden willst, das saß im ÖPNV. Also, wenn du versagt hast,
00:53:09: warst du ÖPNV-Nutzer. So, und dann kommt diese Klimawandel-Diskussion, die ist ja noch nicht
00:53:13: so lang, wenn wir ganz ehrlich sind. Das fing ja dann mit diesen Verbrennermotoren und
00:53:16: dann E-Autos, bla, bla, bla. Was hat man damals, den LM-Mask, den Ehren nicht dann noch ausgelacht,
00:53:22: als er mit Tesla kam? Also, dass das eh nicht funktionieren wird. Und jetzt erwarten wir,
00:53:26: dass wir innerhalb von fünf bis jetzt sechs Jahren einen Brainwash machen bei allen Menschen,
00:53:31: die seit Jahren 10. anders geprägt wurden, sondern sagen, dass man mit dem Auto sind,
00:53:35: OBE, in denen nutzt man dieses System, was man dir übrigens 30 Jahre lang erzählt hat,
00:53:38: dass das was für Loser ist. So, das funktioniert nicht. Das funktioniert
00:53:42: nicht. Das braucht Zeit. Und was nicht hilft ist, wenn du es überpolarisierst. Wenn du sagst,
00:53:49: das eine ist böse und das andere ist gut, ich kann Städte nicht neu bauen. Wir werden Hannover
00:53:54: nicht abreißen und nochmal anders hinstellen. Geht nicht. Du hast Habitulation da, du hast dann
00:53:59: Gewohnheitsmerk, mein Mensch ist ein schreckliches Gewohnheitstier. Mach mal einen Stuhlkreis,
00:54:04: mit zehn Stühlen setzt zehn Leute rein, die setzen sich irgendwo hin, geh mit den Mittagessen,
00:54:09: macht die Tür wieder auf, wo setzen sich die Leute hin, genau da, wo sie vorher saßen,
00:54:13: obwohl es keine Platz zu Ordnung war. So, das kannst du immer wieder. Und dann macht
00:54:16: den Spaß, nimm einen Stuhl weg. Du weißt genau vorher, wer stehen bleibt. Also, das ist so.
00:54:23: Und wenn du das verhaltenpsychologisch mal geblickt hast, dann weißt du, dass dieses Thema Verkehrs
00:54:27: für Mobilität, wenn er nicht an Ideen scheitert und auch nicht an der Politik scheitert. Ja,
00:54:33: weil, so, und dann kann man sagen, ja, die SPD und die CDU und die Grünen und jeder ist da so. Und
00:54:37: das scheitert einfach daran, dass wir Generations- und Psychoarbeit leisten müssen. So formulierst
00:54:44: mal, ja. So, und ich weiß nicht, wie alt ihr seid, aber ich mit 45, ich bin damit groß geworden,
00:54:50: dass du mit 18 Führerschein bekommen, dann bist du die geilste Sau aus der Welt. Ich habe auch
00:54:53: ein genügend Renomegant, Kopesportversion in Geld bekommen, das was geilste, was du in diesem
00:54:57: Dorf haben konntest, gab nur ein Auto unter. Ich weiß nicht, wie viel, ja, ich wusste alles,
00:55:01: Anna in Town, ja, wenn das gelbe Ding da stand, so als coolste, was du haben konntest. So, kriegst du
00:55:07: das aus einem raus? Bei mir ist es, so ich sage, es hat mir kein Stellenwert gebracht, weil ich sehr
00:55:11: früh in diese Mobilitätssektor reingekommen bin, aber es ist bei anderen Leuten anders. So, und wir
00:55:15: werden die Herausforderung haben, diese Systeme Auto und ÖPNV miteinander zu vernetzen. Und das ist
00:55:20: genau das, was ich in Hamburg versuche, ja, und wo ich auch sagen würde, es gelingt mir. Es ist aber
00:55:26: ein Riesentabubuch gewesen, wo es waren so, ich habe gesagt, was macht die Ehre? Ich habe ja dann
00:55:30: gesagt, das Auto gehört zum ÖPNV dazu und damit meine ich jetzt nicht nur die klassischen
00:55:34: Carsharing-Ambles, sondern auch jeder das Privatessert, was da reinfällt, sondern die integrieren wir einfach.
00:55:39: Da sind wir ja dann 17 mal vom Stuhl gefallen, also was macht die Ehre eigentlich da? Ich habe gesagt,
00:55:46: naja, die geht jetzt einfach um den und sagen, das ist doch alles eins. Und es gibt unterschiedliche
00:55:50: Formen, so wie ich das selber über mich gerade erzählt habe, ich brauche manchmal ein Auto,
00:55:53: manchmal nicht. Ja, also oftmals nicht, wie jetzt hier, aber es gibt Situationen,
00:55:57: da ändert sich und ich glaube, das ist die Symbiose und da sind beide nicht gut, da ist der ÖPNV
00:56:02: nicht gut und geht nicht auf den Automobilsektor zu und der Automobilsektor ist definitiv zu
00:56:08: arrogant dafür, sich jemals an diese Losersparte heranzuwagen, wo man nach der Uni ja nie hingegangen
00:56:14: ist, man ist dann ja bei BMW arbeiten gegangen, weißt ja. Ich würde dir dabei fliehen und würde
00:56:20: auch sagen, dass es sozusagen nur im Verbund zwischen ÖPNV und Auto geht, aber die entscheidende Frage
00:56:25: ist ja, wenn man sich anschaut, wie schwierig das ist, da zu vermitteln und auch sozusagen da
00:56:31: eine einheitliche Sprache zu sprechen und das Ganze auch zu orchestrieren. Wie kann man das
00:56:36: dann überhaupt zusammenbringen? Also diese verschiedenen Welten vielleicht auch auf der einen
00:56:41: Seite ÖPNV, auf der anderen Seite Autoindustrie oder die Autowelt, sage ich mir, die klassisch
00:56:45: geprägte Autowelt, wie kann man da so ein bisschen auch ein Kommunikationsbarrieren aufbrechen und
00:56:51: was ist denn der entscheidende Hebel, wie man da herangehen oder wie würdest du es, oder wie machst
00:56:55: du es ganz konkret und um das auch zusammenzubringen? Ich rede mal mit jedem, der mich anpinkt, wer aus
00:57:03: diesem Sektor kommt. Es ist ganz interessant, obwohl wir als Verbund ja sehr erfolgreich sind,
00:57:08: ist noch keiner von diesen großen Automobilkonzernen gekommen und hat mal harmonisch Gespräch gebeten
00:57:12: und sich mal hinsetzungen sagt, lass uns mal irgendwie plaudern über was weiß ich war es,
00:57:16: über ungelegte Eier wissen wir ja noch nicht. Wir wissen ja nicht, was daraus entstehen kann.
00:57:19: Es kommen dann, wenn dann so Startups auf einen zu, das machen sie dann schon und einem sind wir
00:57:24: ja auch in die Kooperation jetzt eingestiegen, mit dem wir halt das Auto jetzt rein integrieren,
00:57:29: aber du hast dieses komplett voneinander abgekoppelte, sehr stark kapitalistische Denken. Der ÖPNV
00:57:35: Sektor ist ja sehr staatlich steuergeldlastig finanziert und der Automobil Sektor ist ein,
00:57:41: da geht es um Verkaufszahlen, Verkaufszahlen, Verkaufszahlen, Umsatzungsamt. Es geht vor allem
00:57:44: einfach um Produkt, was du an eine Privat. Ich glaube der Unterschied ist natürlich auch,
00:57:48: das ist etwas, was wir natürlich in unserem Kosmos sehr, sehr viel verfolgen ist. Der Wandel von
00:57:54: Automobilherstellern zum Mobilitätsdienst leistern, der vor einigen Jahren mal ausgerufen wurde und
00:57:59: von dem man sagen muss, dass es überhaupt nicht funktioniert. Und da kommt natürlich eine
00:58:02: Denkweise, ein Automobilhersteller verkauft natürlich ein Produkt an eine Privatperson,
00:58:06: von der der Automobilhersteller natürlich aber sagen kann, ja wo du mit deinem Auto hinfährst und
00:58:11: in welchem Konzept und wo du das am Ende parkst und wo du am Ende, das kann mir ja egal sein,
00:58:14: weil da kein Mobilitätskonzept dahinter stehen muss aus Sicht der Automobilindustrie. Von euch
00:58:20: schon. Ihr habt sozusagen ein Beförderungsstrategie. An Automobilhersteller hat ja im Prinzip ja nur
00:58:25: am Ende das Beförderungsmittel, was an eine Privatperson verkauft wird. Also da ist ja schon ein
00:58:31: gewisser Interessenskonflikt ja sogar. Ja, weil das Thema die werden wie gesagt an ihrem
00:58:36: Verkaufszahlen gewessen und welche intrinsische Motivation hat der CEO oder die CEO in, ja,
00:58:43: eines solchen Unternehmens zu sagen, dass sie in eine Situation einsteigen wird, wo er vorhandener
00:58:50: Autos, die verkauft worden sind, alles okay, aber mehr geteilt werden, was zu geringeren
00:58:55: Verkaufszahlen führt, als dass jeder Haushalt sich in ein eigenes Auto stellt. Das ist eine
00:58:58: reine kapitalistisch-wirtschaftliche BWL-Frage. Und keiner wird sagen, ich bin daran interessiert.
00:59:03: So, und das ist das Co-Problem. So, und die Automobilindustrie ist nicht dafür verantwortlich,
00:59:09: Mobilitätskonzepte, Haltestellen, Straßen zu bauen etc. BWL schimpfen, aber wie die
00:59:14: Großen, wie Unfähig, alle anderen sind. Ja, ja, ich muss eine Schiene hinstellen. Ich
00:59:17: brauche eine Busbeschleunigung so. Ich brauche Haltestellen. Ja, und das ist halt immer im
00:59:21: öffentlichen Kontext. Ich kann ja einfach nur Bus hinstellen und sagen, fahr mal. Ja, das funktioniert
00:59:25: nicht. Aber das Thema ist, wir müssen ja trotzdem schauen, wie wir diese Systeme zueinander bekommen,
00:59:29: weil nochmal ÖPNV wird das Problem auch nicht so 100 Prozent lösen. Ein Deutschlandticket wird
00:59:33: es nicht lösen können. Das sind alles Bruchteile. Die Segmenten funktionieren nur zusammen. Ja,
00:59:37: und ich würde mir in meiner Welt wünschen, dass wir einfach diese zwei so weit voneinander
00:59:43: fremden Sektoren, die eigentlich alle Mobilität machen, aber ich glaube noch weiter weg ist
00:59:49: die Luftfahrtbranche. Ja, dass das immer schaffen würden, zusammenzukommen und zu sagen, wie können
00:59:55: wir denn die Bedürfnisse, die die haben, und zwar sie müssen sich am Marktmessung verkaufen,
01:00:00: mit den Bedürfnissen eines, eines sinnvoll ökologischen Mobilitätssystems auseinandersetzen. So, ein
01:00:08: Mobilitätshersteller, die haben, das ist ja richtig gesagt, die haben das ja mal versucht,
01:00:11: ziehen sich alle aus diesem Markt zurück. Ja, natürlich, weil wer von denen hat es ernst gemeint.
01:00:15: Wer von denen hat die Erfahrung gehabt? Ja, keiner, kann auch nicht sein. Haben die sich
01:00:19: Leute aus dem ÖPNV holen? Nein, weil wie gesagt, das sind ja die Loser nach der Uni hingegangen.
01:00:23: Also, das ist ein ganz schwieriges Konzept und wenn, beziehungsweise Zugang und das zu
01:00:29: durchbrechen, da braucht es auf beiden Seiten, sage ich, immer so Schlüsselfiguren. Leute,
01:00:35: je das ernst meint, die dann sagen, ja, wir probieren das jetzt mal zusammen und zwar als
01:00:39: Chefsache und nicht, ich schick da mal meinen siebten Kierkounter von hinten rechts vorbei und
01:00:43: der soll mal dann labern und dann schauen, nee, so funktioniert das nicht. Es funktioniert auch
01:00:47: nur bei uns in Hamburg gerade, weil sich der Verkehrssenator, der Staatsrat, die Politik,
01:00:52: meine Wenigkeit hat Personen um darum kümmern, dass diese zarten Flänzchen, die man da so reinbringt,
01:00:58: wo dann erstmal alle Fragen, ist dann irgendwo einer von denen jetzt mal, also wie kann ein grüner
01:01:03: Verkehrssenator es zulassen, dass man private PKWs jetzt in den ÖPNV und regeln? Das ist ja
01:01:09: ein politischer Tambobruch. Nein, ist es nicht. Sonst wären die alle mit dem Auto gekommen,
01:01:13: jetzt fährt halt ein, zwei Autos weniger. Das ist schon mal super. So, und das Ding funktioniert
01:01:18: interessanterweise, das hätte auch keiner gedacht. Wir schauen es jetzt seit zwei, drei Monaten an und
01:01:21: ich bin, wir legen über Erwartungshaltung und alles klar. Es ist ein Modell, weiß ich noch nicht,
01:01:25: schauen wir uns an, aber es läuft. So, und wo sind diese Schlüsselpersonen? Ich brauche mehr davon.
01:01:29: So, und dafür ist die sehr starke, sehr illustre, sehr stolze Automobilbranche leider sehr weit
01:01:39: weg noch. Ich komme an die nicht ran. Das ist was ich meine, ich habe keinen Zugang zu den. Ich würde
01:01:43: bei denen nie einen Termin bekommen. Wenn ich an den VW-Chef herantreten würde, ich würde nie einen
01:01:47: Termin bekommen. So, und das ist halt das traurige, warum nicht? Aber ist es vielleicht auch andersrum,
01:01:54: vielleicht auch für die Industrie oder die Privatwirtschaft schwierig, eine Person oder
01:01:58: eine Instanz im Bereich des ÖPNVs zu finden, mit dem man spricht? Also so ein bisschen die
01:02:04: hinleitend auf die Frage, wir haben, ich weiß nicht, ich habe die Zahl gerade nicht im Kopf,
01:02:09: aber wie viele Verkehrsverbünde haben wir in Deutschland, die sich teilweise sehr, sehr,
01:02:14: sehr lokal regional organisieren und dann, wo man dann von einem Verkehrsverbund zum nächsten
01:02:18: Schritt die nächste Fahrkarte braucht und man ist aber eigentlich nur 20 Kilometer unterwegs. Also
01:02:22: fehlt es vielleicht auch andersrum. Auf der anderen Seite eben auch an einer zentralen Stelle,
01:02:28: wo man sich dann auch mal hinwenden kann und sagen kann, lass uns das doch mal ein bisschen
01:02:31: ganzheitlicher denken und nicht nur lokal an verschiedenen Punkten nehmen. Du hast jetzt
01:02:36: ein Leuchtturmprojekt in Hamburg sozusagen oder seid ein Leuchtturmprojekt in Hamburg,
01:02:40: wenn man das so formulieren kann. Aber bei anderen sieht es auch anders aus und dann
01:02:44: muss man wieder mit jemand anders sprechen. Also man muss das Thema ja viel, viel größer denken,
01:02:48: als sage ich mal nur sehr regional. Also das ist ein Grundproblem, oder? Ja, es ist ein Grundproblem
01:02:53: für beide Seiten, aber das Thema ist, weshalb meinte ich, du brauchst diese Schlüsselfunktion,
01:02:57: weil beide sind ja lobbyistisch sehr stark aufgestellt und dann die Branchevertreter.
01:03:01: Wirst aber auch im ÖPNV ja kaum jemanden finden, der das durchbricht. So, also was ich gesagt,
01:03:08: ich bräuchte nochmal einen Pendant aus der Automobilbranche, mit dem ich mich hinsetzen
01:03:12: kann, der ausreichend hoch aufgehängt ist, damit da auch was realisieren kann. Man sagt,
01:03:17: lass uns doch darüber mal nachspinnen und da rede ich jetzt nicht über das 17. Sharing-Konzept,
01:03:21: was dann eh nichts bringt und finde zu teuer ist, sondern ich sage, was wünschst du dir denn,
01:03:25: was musst du denn erreichen? Ich muss doch erstmal in die Gegenseite mich reinversetzen und
01:03:29: sagen, was sind denn, woran wirst du gemessen, woran wirst du bonifiziert? Was sind deine Ziele?
01:03:33: Das ist das Wichtigste, das kann ich niemandem nehmen. Menschen sind nicht so erzogen, dass
01:03:38: sie freiwillig auf etwas verzichten fürs Allgemeinwohle. Funktioniert nicht und die,
01:03:42: die gehen in die Kirche, wenn überhaupt, doch ein falsches Beispiel. Also insofern muss ich das
01:03:47: doch erstmal abfangen. Ich habe ja auch meine Themen, die mich anträgern, wo ich sage,
01:03:51: das gehe ich ja auch mit, aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt. So, diesen System
01:03:54: abgleichen und dann sich dann mal hinzusetzen, so ein bisschen crazy guys und sagen, was könnte
01:03:58: man denn ausprobieren? Das ist am Ende eine lokale Pflanze, weil ich werde es nicht gleich
01:04:01: bundesweit machen können. Wie denn? Funktioniert nicht. Also ich muss ja auch erst mal gucken,
01:04:05: was am Ende des Tages sich überhaupt realisieren lassen würde. So, und da würde natürlich
01:04:10: jeder Player, der damit reingeht, du hast die Stadtentwicklung mit dabei, das ist die Politik
01:04:14: mit dabei, du hast hier einen lokalen Verbund Verkehrsunternehmen, du hast dann einen lokalen
01:04:19: Auto anbieten, keine Ahnung. Sich dann mal überlegen und sagen, was wäre denn mögliche
01:04:23: Zukunftsmusik? Aber solange wir das nicht durchbrechen, wird das immer ein Konkurrenzmodell
01:04:27: bleiben. Und das finde ich schade, weil über diese Konkurrenz, wenn wir es nicht lösen
01:04:32: können, ich brauche die Autos. Ich werde nicht überall eine S-Bahn oder eine U-Bahn-Station
01:04:36: oder eine Zugstation hinbauen. So viele Busse können gar nicht gebaut werden. Ich habe am
01:04:40: Ende des Tages weder das Fachkräftepersonal, was das bedienen kann und bezahlen kann,
01:04:44: übrigens auch keiner. Es ist am Ende Steuergeld und ich habe auch, wenn man das mir immer
01:04:49: abschreitet, und ich sage, ich bin ein sehr großer, effizienter Geldumgangsmensch, ja,
01:04:54: auch mit Steuergeld. Insbesondere weil es meine Steuergeld, also ich weiß ja nicht, wie
01:04:58: es mit euch ist, aber wenn ich da einzahle und ich zahle dann in wenig ein, dann tut mir
01:05:01: jeder Cent der Scheiße ausgegeben ist, massiv weh. Und ich habe auch den Zugang zu sagen,
01:05:06: alle haben von euch eingezahlt, also sollte doch bitte das, was wir bezahlen, so gut
01:05:09: sein, dass wir es auch nutzen wollen, weil sonst ist rausgeschmissenes Geld. So, und
01:05:14: diese Zugänge, die müssen wir einfach noch miteinander überhaupt mal diese zarte Flänzchen
01:05:19: zum Laufen bringen. So, und das ist so schwer. Also die Automobilbranche ist eine komplette,
01:05:26: so wie alles eine Bubble ist, wir sind eine Bubble und die sind eine Bubble und die anderen
01:05:31: sind also alles Bubble, aber diese Hubabubas reden noch nicht miteinander, so gar nicht,
01:05:35: also überhaupt nicht. Das fliegen dann auf unterschiedlichen Dimensionen und du merkst
01:05:40: das ja immer zu was, du wirst eingeladen, wer sucht einen Austausch mit dir, wer quatscht
01:05:43: dich auf LinkedIn an, ne? Es ist ja nicht mehr so schwierig, heute jemanden anzupingen,
01:05:48: und Kontakt zu suchen, da kommt gar nichts. Dann ist ja vielleicht Anna schon mal ein
01:05:53: erster Schritt, dass du sozusagen in einem Automotive-Podcast eingeladen wurdest, weil
01:05:57: wir natürlich auch vor allem ein Automotive-Publikum haben. Du hast jetzt zum Abschluss gerade,
01:06:01: was ich sehr schön fand, wirklich nochmal ja so ein gewisses Plädoyer dafür gehalten,
01:06:05: miteinander zu sprechen und auch wenn ich nicht so vermessen sein möchte, dir jetzt zu garantieren,
01:06:09: dass du danach jetzt Anrufe aus der Automobilindustrie bekommst, weil du sozusagen bei uns im Podcast
01:06:15: gewesen bist, das kann ich dir nicht versprechen. Ich freue mich aber auf jeden Fall, dass
01:06:19: du da warst, dass du einen spannenden Einblick in deine Person, aber auch in die Herausforderung
01:06:25: des Nahverkehrs und natürlich auch der Mobilitätswende und unterschiedlicher Verkehrsträger uns
01:06:31: nochmal gegeben hast. Und wie gesagt, vielleicht ist das ja schon auch ein erster Schritt in
01:06:35: einer Kommunikation auch mit der Automobilindustrie. Ich glaube, der Appell ist in jedem Fall
01:06:40: angekommen.
01:06:41: Ich würde mich für's freuen, ich lass es euch wissen.
01:06:43: Sehr, sehr gerne. Dann erst mal danke dir, Anna, und schön, dass du heute bei uns warst.
01:06:48: Und alles Gute dir.
01:06:49: Danke schön. Auf dann. Tschüss.
01:06:51: Ciao.
01:06:52: Ciao.
01:06:53: Was mich bewegt. Ein Interview-Podcast von Automotive IT und Automobilproduktion. Alle
01:07:01: Infos zur Folge in den Showmots. Weitere Episoden überall, wo es Podcasts gibt.
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