Daniel Kirchert: Zwischen den Welten

Shownotes

In Daniel Kircherts Brust schlagen zwei Herzen: eines schlägt für die Automobilindustrie, das andere für die chinesische Kultur. Früh in seiner Karriere haben die beiden Herzensangelegenheiten zusammengefunden und sind seither untrennbar miteinander verwoben. Anfang der 2000er war er am Aufbau des BMW-Joint Ventures mit Brilliance in China beteiligt, später gründete er dort den E-Autobauer Byton. Heute sorgt er dafür, dass europäische Kunden in den Genuss chinesischer Fahrzeuge kommen. Im Gespräch mit Yannick und Pascal spricht Daniel über die Herausforderung, zwischen der chinesischen und der europäischen Arbeitskultur zu vermitteln, woran Byton letztlich gescheitert ist und warum er in Europa derzeit ein gefährliches Zögern beim Umstieg auf die Elektromobilität wahrnimmt.

Wenn ihr mehr über Daniel erfahren möchtet, folgt ihm gern auf LinkedIn: https://de.linkedin.com/in/dr-daniel-kirchert-%E6%88%B4%E9%9B%B7-a0375b48

Mehr zu Pascal und Yannick findet ihr ebenfalls auf LinkedIn: Pascal Nagel: https://www.linkedin.com/in/pascal-nagel-29193297/ Yannick Tiedemann: https://www.linkedin.com/in/yannick-tiedemann-8a8a83a0/

Spannende Hintergründe und Interviews rund um die Automobilindustrie auf: www.automotiveIT.eu www.automobil-produktion.de

Hinweis: Die im Podcast getätigten Aussagen spiegeln die Privatmeinung der Gesprächspartner wider und entsprechen nicht zwingend den Darstellungen des jeweiligen Arbeitgebers.

Transkript anzeigen

00:00:00: Nagel Tiedemann, der Interview-Podcast.

00:00:07: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Interview-Podcasts. Nachdem wir ja in der

00:00:19: letzten Folge mit unserem Gast, Tjörg Storben, schon viel über China und die dortige Entwicklungsgeschwindigkeit,

00:00:24: vor allem natürlich in Sachen Digitalisierung gesprochen haben, wollen wir mit unserem

00:00:28: heutigen Gast noch ein bisschen tiefer in das Reich der Mitte eintauchen und den dortigen

00:00:33: Automotive-Markt auch noch mal näher kennenlernen. Ich begrüße an dieser Stelle meinen Podcast-Partner

00:00:37: Halopaskal. Was und vor allem, wer erwartet uns denn heute? Ja, Hianik und ein Hallo an alle

00:00:45: unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Gleich ein Hallo an unseren Gast. Ich freue mich schon total drauf.

00:00:51: Du hast es gerade gesagt, wir haben in der letzten Interview-Folge schon über China gesprochen mit

00:00:58: Jörg Storben. Wir haben auch in unseren "Was mich bewegt" Folgen häufiger das Thema China

00:01:02: anklicken lassen, wenn wir über Elektromobilität sprechen, wenn wir über Entwicklungsgeschwindigkeit

00:01:06: sprechen und auch heute haben wir einen absoluten China-Kenner dabei, nämlich Daniel Kirchert.

00:01:12: Daniel Kirchert, ja, kenne ich auch schon ein paar Jahre. Er hat 20 Jahre lang für BMW in China

00:01:20: gearbeitet, hat dort auch das Joint Venture BMW Brilliance mit aufgebaut, war da lange im Vertrieb

00:01:26: tätig und dann, und das ist natürlich spannend, hat er 2016 die Marke Beiten gegründet, die ich

00:01:35: auch so ein bisschen über ein paar Jahre bis mitbegleiten durfte. Wir wissen auch, dass Beiten dann

00:01:43: am Ende nicht funktioniert hat, aber ich freue mich total darauf, dass wir uns heute mit ihm darüber

00:01:48: unterhalten über die Erfahrung, die er in China gemacht hat mit BMW, natürlich auch mit der

00:01:51: Gründung einer eigenen Automarke, woran es dann am Ende vielleicht gescheitert ist und was er heute macht.

00:01:56: Ja, lass uns über diese aufregende Zeit, über Erfolg, die er in dieser Zeit sozusagen gesammelt hat,

00:02:03: aber auch natürlich über Misserfolg und auch natürlich über die Entwicklung Chinas in den

00:02:08: letzten vergangenen 25 Jahren sprechen und diskutieren und das werden wir jetzt mit Daniel

00:02:12: Kirchert, dem CEO und Founder von Noyomobility. Hallo Daniel, schön, dass du da bist.

00:02:18: Ja, hallo Janik, hallo Pascal, freue mich sehr dabei sein zu können heute.

00:02:22: Hallo Daniel, grüß dich. Daniel, wir fangen alle unsere Podcast-Folgen eigentlich mit einer ganz

00:02:30: simplen Frage an, die aber, was wir jetzt in der Vergangenheit schon festgestellt haben für den

00:02:35: ein oder anderen, durchaus eine Herausforderung ist, diese Frage zu beantworten, aber sie ist von

00:02:39: ihrer Struktur eigentlich ganz simpel. Wir fragen eigentlich am Anfang immer die einewache Frage,

00:02:44: wer ist eigentlich Daniel Kirchert? Was würdest du darauf antworten?

00:02:48: Ja, ich glaube ich bin jemand, der zwischen zwei Welten gelebt hat, nämlich zwischen Deutschland

00:02:56: und China. Die erste Hälfte meines Lebens in Deutschland groß geworden, aber schon mit einer

00:03:02: großen Faszination für China von Kindheit an und habe schon früher angefangen chinesisch zu lernen,

00:03:08: habe dann meine Karriere bei BMW gestartet in München und es war gerade so zu der Zeit,

00:03:14: als alle ausländischen Hersteller angefangen haben, ihre Join Ventures in China aufzubauen,

00:03:19: habe dann damit gemacht und habe dann eigentlich 20 Jahre meines Lebens in China verbracht und

00:03:25: da geholfen, ich habe in den 90er Jahren auch schon studiert, habe dann professionell da eben

00:03:31: gearbeitet, gelebt, viele Jahre bei BMW, dann auch mein eigenes Venture versucht aufzubauen und

00:03:38: jetzt eigentlich seit zwei Jahren wieder in Deutschland. Deswegen, ich glaube, das ist bei mir

00:03:45: ein ganz wichtiger Roter Fahren für mich, dass ich eigentlich schon jemand bin, der eine zweite

00:03:54: Heimat in China gefunden hat und der immer versucht hat, diese beiden Welten zu verbinden,

00:04:00: das Beste von beiden Welten irgendwie zu kombinieren. Daniel, über diese spannende Lebensgeschichte

00:04:07: wollen wir natürlich jetzt in den nächsten 45 bis 55 Minuten bis eine Stunde natürlich ausführlich

00:04:13: sprechen. Du hast es ja schon gesagt, dein Leben ist bislang eigentlich geprägt von deinen Erfahrungen

00:04:20: im Ausland und natürlich in China vor allem. Du hast schon früh, bist schon früh sozusagen rüber

00:04:26: gegangen nach China, hast aber auch und das fand ich eigentlich auch sehr spannend, dieses Thema

00:04:32: für dich auch sehr früh eben entdeckt. Also du hast in den 90er Jahren ja deine Studienzeit gehabt

00:04:38: und hast da Synologie studiert, du hast dich näher mit der chinesischen Sprache beschäftigt, du

00:04:44: hast auch Mathematik und auch Wirtschaft studiert an verschiedenen Universitäten, vor allem natürlich

00:04:49: an der LMU. Woher kam dieses Interesse vielleicht? Kannst du da noch mal ein bisschen was zu sagen?

00:04:56: Also wir heutzutage sagen ja viele Jahre, man muss sich natürlich mit der chinesischen Kultur

00:05:00: auseinandersetzen. Es wäre hilfreich, wenn man vielleicht schon kannteonesisch oder Mandarinen

00:05:06: lernt, schon früh wie möglich. Manche sagen vielleicht sogar schon im Kindergarten. Das ist

00:05:11: natürlich jetzt auf den Wog mittlerweile. Aber in den 90er Jahren war das sicherlich noch nicht

00:05:15: so verbreitet und auch noch nicht so das Interesse vielleicht auch für China als Kultur, als Gesellschaft.

00:05:21: Woher kam dieses Interesse? Ja, ich glaube, das hat mir ein bisschen in die Wiege gelegt. Ich war

00:05:26: zwar in meiner Jugend noch nicht dort, aber von Kindheit an, wenn meine Mutter mal versucht hat,

00:05:32: chinesisch zu kochen oder wenn es irgendwas gab mit chinesischen Zeichen, war ich fasziniert

00:05:37: davon. Ich habe da sehr früh ein Buch gelesen über einen jungen Kinderbuch, über einen jungen,

00:05:42: der in China Abenteuer erlebt hat und ich habe mir dann irgendwann angefangen, so ein paar Bücher

00:05:46: zu kaufen über die chinesischen Schriftzeichen. Das hat mich wahnsinnig faszinierend. Das hatte

00:05:51: so ein bisschen was Mystisches, Mythologisches, Unbekanntes und damals war China ja auch noch

00:05:56: relativ abgeschlossen. Ja, und dann habe ich angefangen. Während meines Mathesstudiums bin

00:06:01: ich immer in die Szenologievorlesungen gegangen in München und habe ein paar chinesische Freunde

00:06:07: kennengelernt und die haben angefangen mir kochenbeizubringen und chinesisch zu sprechen und

00:06:12: hat mir gut gefallen. Und dann bin ich eben damals während meines Studiums rübergegangen nach

00:06:19: China. Das war noch Mitte der 90er Jahre, wo noch nicht so wahnsinnig viele Leute drüber waren und

00:06:24: mir hat es einfach gut gefallen. Das waren halt damals, gab es auch viele Leute, die sind dahin

00:06:29: gekommen, haben gesagt, das ist jetzt nicht für mich. Aber ich habe davon anfangs Gefühl gehabt,

00:06:35: das ist ein tolles Land. Wahnsinnig interessant, vielfältig, vielschichtig. Die Kultur ist faszinierend,

00:06:43: die Geschichte hat mich einfach begeistert und dann war mir auch klar, dass ich da jetzt meine

00:06:48: beruflichen Entwicklung irgendwie in dem Umfeld finden möchte. Und ich habe dann natürlich auch

00:06:53: privat Glück gehabt, kann man sagen. Ich habe gleich beim Studium in Nanjing meine Frau kennengelernt,

00:07:00: die ist Chinesin und habe da an der gleichen Uni studiert. Die habe Deutsch studiert und da hat

00:07:06: sich sozusagen also nicht nur beruflich, sondern auch persönlich das ergeben. Und deswegen sage

00:07:11: ich so ein bisschen, meine zweites familiäres Standbein ist dann China geworden. Und natürlich die

00:07:18: ganze politische Seite ist ein bisschen was anderes. Da können wir vielleicht später noch zuwählen,

00:07:22: aber was die ganze menschliche Seite betrifft, die Kultur, die Menschen, das tägliche Leben,

00:07:27: das gefällt mir einfach super. Das macht mir Spaß. Du hattest eben schon gesagt, das fand ich auch

00:07:34: ganz interessant. Damals wurde China noch relativ als relativ geschlossen wahrgenommen. Also da

00:07:40: begann ja so ein bisschen, erst so in den 80er/90er Jahren ging es ja so langsam los, dass sich China

00:07:44: auch wirtschaftlich Gen Westen auch geöffnet hat. Das Sandeswachstum war so ein bisschen da in den

00:07:52: Startlöchern. Du hast dich ja auch während deiner Studienzeit ja auch glaube ich, was die

00:07:58: wirtschaftlichen politischen Aspekte Chinas anbelangt, auch sehr stark mit dem Land beschäftigt. Wie

00:08:02: wurde das Land denn damals aus dieser Perspektive so wahrgenommen? Wie hast du das wahrgenommen,

00:08:07: wenn mir jetzt mal so von der kulturellen gesellschaftlichen Seite, wobei gesellschaftlich

00:08:11: natürlich in der Stelle auch wichtig ist. Aber wie war so ein bisschen die Wahrnehmung,

00:08:14: wenn man es jetzt auch vielleicht mit heute vergleicht? Ja, also irre Gegensätze, das war

00:08:20: meine erste Wahrnehmung. Also wirklich eigentlich extrem. Man hat sich gefühlt auch schon in den

00:08:27: 90er Jahren, sagen wir mal, in Peking oder Shanghai durchaus schon, ich sag mal wie in einem vielleicht

00:08:31: dem osteuropäischen Land zu dem Zeitpunkt. Aber wenn man dann nach West China gefahren ist,

00:08:37: das hätte auch in schwarz-afrika sein können, vom Entwicklungsstand oder mal übers Land.

00:08:41: Diese Gegensätze haben mich faszinierend und auch auch Paradoxe in einem gewissen Sinn.

00:08:47: Natürlich damals waren die Straßen noch voll mit mehr als der Hälfte der Straßen,

00:08:54: waren Fahrradwege und man hat Autos eigentlich nur Busse und Taxis gesehen. Also damals gab es

00:09:00: fast noch keine privaten Fahrzeuge und der allgemeine Wohlstand, es hat noch nicht so richtig

00:09:06: abgehoben in den 90er Jahren. Also wenn man dann nach vorne springt auf heute, also wirklich 25 Jahre

00:09:15: später, das ist ein unvorstellbares, sagen wir mal, Entwicklungswunder. Und ich glaube,

00:09:21: das wird auch häufig unterschätzt, weil man halt sehr stark auf diese politische Komponente

00:09:27: abzählt. Aber China hat es geschafft, ich glaube, mehr als 300 Millionen Menschen da aus der

00:09:33: absoluten Armut rauszuholen. Und im Prinzip haben wir inzwischen, also ich würde mal sagen,

00:09:39: vergleichbar mit einer europäischen Bevölkerung, der Anzahl der Bevölkerung in China, die inzwischen

00:09:44: auf einem ordentlichen, sagen wir mal, Mittelstand, Wohlstandsniveau ist. Also Entwicklungsminsicht

00:09:49: ist vorangegangen und es gibt zwar immer noch diese Gegensätze, aber der Grund, warum es in

00:09:56: China eigentlich sehr, also bis auf kurze, eine gute Dynamik gab, ist, glaube ich,

00:10:02: dass es halt auch für die am unteren Spektrum nach oben ging. Und halt auch, sagen wir mal,

00:10:07: auf dem Land, ja, das ist eine Veränderungsstory gewesen, beispiellos. Also ich bin eigentlich

00:10:14: immer die 25 Jahre sehr oft auch in Arme gegen den Gefahren. Wir haben da teilweise auch viele

00:10:19: Sozialprojekte gemacht von den Unternehmen, wo ich tätig war, haben also auch so ein bisschen

00:10:24: unsere Social Responsibility wahrgenommen und das also beeindruckend. Hat mich persönlich

00:10:31: wirklich mitgenommen zu sehen, wie sich dieses Land total transformiert hat. Mit allen Problemen,

00:10:37: die damit einhergehen, ist natürlich nicht alles super. Und Friede, Frau Eierkuchen gibt natürlich

00:10:43: Preise für dieses Wachstum, aber im Prinzip ist es eben gelungen, den Großteil dieser Bevölkerung

00:10:49: aus der Amut rauszuholen. Das ist schon beeindruckend. Und ein anderes Beispiel ist vielleicht noch,

00:10:55: sagen wir mal, diese ganze Infrastruktur. Also wie ich Anfangs in China ankam, da war das ein

00:10:59: wahnsinnser Abenteuer, mal nach West-China zu reisen. Also wenn man da mit dem Zug gefahren ist,

00:11:04: waren das eine mehrere Tagesreisen und im Flugzeug war es auch noch ein Abenteuer und U-Bahnen

00:11:11: gab es fast noch gar nicht, außer in Peking und Shanghai. Und inzwischen hat China das modernste

00:11:18: Schnellbahnstreckennetz. Es gibt überall Autobahnen. Also man hat eine unglaubliche Infrastruktur

00:11:23: aufgebaut. Natürlich sehr stark getrieben von der Regierung, aber die hat, glaube ich,

00:11:28: auch dieses Wachstum angedreht. Das ist ein Riesenunterschied von China zu anderen,

00:11:33: ja, ich sag mal, Entwicklungsländern in Asien wie Indien oder Südostasien, dass man da so in

00:11:40: die Infrastruktur gegangen ist. Kann man dieses Wachstum von China eigentlich überhaupt mit

00:11:46: einem anderen Land auf der Welt in dieser Form vergleichen? Also der Staat war ja so ein bisschen

00:11:52: auch, man hat das vielleicht auch mal ein bisschen abfällig als die Werkbank der Welt bezeichnet.

00:11:58: Günstige Arbeitskräfte, Produktivität, stark. Jetzt mittlerweile sprechen wir ja von China,

00:12:06: auch von einem absoluten Hightech-Standort. Da werden wir natürlich nachher auch noch mal

00:12:10: im Kontext der Autobranche natürlich auch noch mal drauf zu sprechen kommen. Aber ist dieses

00:12:15: Wachstum überhaupt? Ist das beispiellos eigentlich in der Geschichte? Die meine wir in Deutschland

00:12:18: hatten auch einen, sage ich mal, Wirtschaftswunder in den 50er Jahren nach dem Krieg. Aber es ist

00:12:24: ja nicht in Ansätzen zu vergleichen mit dem Tempo, was momentan überhaupt in China in den

00:12:29: letzten 25 Jahren in den Tag gelegt wurde. Ja, also ich glaube, da hast du recht. Es ist glaube ich

00:12:35: ziemlich beispiellos, einfach aufgrund des Settings. Und es sind ja eigentlich 40 Jahre,

00:12:40: also jetzt nicht nur die 25 Jahre, die ich da war, sondern es ist ja eigentlich schon Anfang

00:12:44: der 80er losgegangen. Nachdem Mao weg ist und Deng Xiaoping das Übernommenaat hat er schon in

00:12:50: den 80ern angefangen, dass es sich langsam geöffnet hat. Und ich glaube, das ist wirklich

00:12:54: beispiellos. Und natürlich hatte es, der wichtigste Impact war eben, dass die Deng Xiaoping damals

00:13:02: dann gesagt hat, wir öffnen China, also die Entscheidung aus diesem rein kommunistischen

00:13:07: System wegzugehen und im Prinzip so Experimente der Marktwirtschaft zu starten. Und dann ist eben

00:13:14: dazugekommen, dass Chinesen, ich glaube von Natur aus, unglaublich unternehmerisch sind,

00:13:20: unglaublich fleißig, unglaublich hart arbeiten. Und dann ist sozusagen das chinesische Unternehmertum

00:13:25: freigesetzt worden. Man hat sozusagen angefangen, im Süden von China da so ein paar Zonen aufzumachen,

00:13:31: in Chenzhen etc. Hat einigen Unternehmern den Freiraum gegeben und dann ist eigentlich diese

00:13:37: unglaubliche Erfolgs-Story entstanden. Ich glaube, dass das beispiellos ist. Allerdings, es gab in den

00:13:46: letzten 40 Jahren immer wieder Leute, die gesagt haben, also jetzt "crasht gleich", weil es schon Alarmzeichen

00:13:52: gibt, ja, es ist nie gekrascht, es ist immer weiter gewachsen. Allerdings glaube ich jetzt,

00:13:58: dass wir an einem Punkt sind, wo wir sehen, dass es eine deutliche Verlangsung gibt, wo dieses

00:14:04: Wachstumsmodell wahrscheinlich auch Probleme haben wird, weiterhin so weiter zu laufen.

00:14:10: Bevor wir jetzt weiter sozusagen auch in Deiner Karriere gehen, wollen wir ja noch viel darüber

00:14:17: sprechen. Dann habe ich noch eine Rückfrage oder eine, weil es mich auch einfach grundsätzlich

00:14:21: interessiert, weil ich mir auch oder wir machen uns auch viel Gedanken natürlich über China als

00:14:28: Standort in der natürlichen Automobilindustrie. Und man ja auch viel darüber spricht, dass haben wir

00:14:33: so ein bisschen eine geplante Marktwirtschaft, bzw. geplanten Kapitalismus dort vorfinden,

00:14:39: was es gerade gesagt, das hörte sich ein bisschen an, als ob die Unternehmer den Freiraum bekommen

00:14:44: haben, auch da neu zu denken und zu gründen. Und glaubst du schon, dass es aus sich heraus

00:14:50: entstanden ist? Oder war schon der sozusagen der Plan der Regierung, von dem man ja heutzutage

00:14:56: auch viel spricht, der ja auch für die nächsten 20, 30 Jahre sozusagen ja schon ausgearbeitet ist,

00:15:00: was man so hört, war das sozusagen das entscheidende Moment oder gab es sowas, wie es in den USA

00:15:06: vielleicht auch gab, dieses Entrepreneurship, wovon wir ja sprechen, gab es das in China auch in

00:15:11: den 90er, 2000er, frühen 2000er, auch in dieser Form oder war das sozusagen auch schon so ein

00:15:16: bisschen von Staatswegen induziert? Ja, also ich glaube, China ist da wirklich ein Paradox

00:15:22: eigentlich, weil es hat immer, der Staat hat immer eine sehr starke Rolle gehalten in seiner

00:15:28: Planungsfunktion etc. Aber es gab genau wie im Silicon Valley auch, gab es diese Unternehmer und

00:15:35: es ging eben in den 90ern los und da sind halt Jack Ma, Pony Ma, die halt Alibaba und Tenzin

00:15:41: gegründet haben, sind tolle Beispiele, aber auch Lee Shufu, der Gili gegründet hat vor 20 Jahren

00:15:47: oder Wang Rangfu, der BYD gegründet hat, die gehören auch dazu. Und das sind, also ich hatte

00:15:53: das Glück, die kennen zu lernen, weil während meiner Zeit bei BMW in China, haben wir mit diesem

00:16:01: chinesischen Unternehmerclub kooperiert, das hat sehr gut auch zum Brand-Image von BMW gepasst und

00:16:07: da habe ich das Glück gehabt, viele dieser Unternehmer, persönlich kennen zu lernen. Also

00:16:10: Wahnsinns, Leute, unglaubliche Unternehmer, die haben ihre Unternehmen aufgebaut, ich würde mal sagen

00:16:19: mit ihrem Team mit einem wirklichen Unternehmerspilett, nicht weil die Regierung ihnen da irgendwie

00:16:24: Geld gegeben hat oder sie angeleitet hat, wie sie das machen müssen. Also ich glaube, dieses

00:16:28: chinesische Wirtschaftswunder ist deswegen passiert, weil die Regierung Unternehmertum zugelassen

00:16:34: hat. Und im Moment, also sehen wir vielleicht in den letzten zwei Jahren eher wieder die Tendenz,

00:16:40: dass die Regierung wieder versucht, stärker die Zügel zu packen und eigentlich freies

00:16:45: Unternehmerkundin wieder ein bisschen einschränkt. Und ich glaube, dass das auch mit einer der

00:16:49: auch gründende ist, warum wir eigentlich eher ein bisschen negativen Trend in der chinesischen

00:16:54: Wirtschaft sehen. Ja, man hat ja auch nicht das Gefühl, dass die Unternehmer, die du gerade

00:16:57: angesprochen hast, jetzt in irgendeiner Weise Staatsmittel wären, die sozusagen nur nach der

00:17:02: Pfeife des kommunistischen Parteien China sozusagen agieren, sondern schon ganz selbstständige,

00:17:10: innovative Visionäre ja zum Teil, wie wir sie in anderen Regionen der Welt ja auch haben,

00:17:16: sind und selbstbewusst formulieren, was sie sich vorstellen. Also definitiv jetzt natürlich auch von

00:17:21: der Infrastruktur profitieren, in China von den Rahmenbedingungen profitieren, aber sie auch

00:17:26: deutlich, man hat es ja zum Beispiel bei die die Shuxing gesehen, dass sie auch sich sozusagen

00:17:30: mit dem Staat ein wenig anlegen. Das hat man ja in den letzten 20 Jahren jetzt auch nicht so

00:17:34: häufig aus China gehört. Also da verändert sich ja auch gerade was. Ja, also richtig,

00:17:39: das ist sicherlich recht. Es gab schon sowas auch wie eine Machtprobe. Jack Ma hat ja auch mal

00:17:44: die Regierung kritisiert, aber ich würde sagen, diese Machtprobe, das ist momentan ganz klar für

00:17:50: die Regierung ausgegangen. Diese Unternehmen wie Alibaba und Tencent, die sind zwar wirklich

00:17:56: privat gegründet worden und haben sich eine Zeit lang auch wirklich sehr frei entfaltet,

00:18:00: aber inzwischen sind das natürlich massive Internetfirmen, wo auch die Regierung ganz

00:18:05: stark reingeht, einfach um auch die Kontrolle zu halten. Weil das natürlich die zentralen

00:18:11: sozialen Medien sind, wo auch Informationsfuß drüber läuft und so weiter. Also ich glaube,

00:18:15: inzwischen kann man nicht mehr sagen, dass die wirklich völlig frei und unabhängig sind,

00:18:19: aber die sind auf jeden Fall auf einer Kultur des freien Unternehmertums gegründet worden und

00:18:26: aufgebaut worden. Jetzt haben wir Daniel viel darüber gesprochen, woher auch deine Affinität

00:18:33: zu China kam, woher kam deine Affinität zu der Autosmobilindustrie? Weil eingestiegen bist

00:18:38: du dann, du hast es gerade schon gesagt ja bei BMW. Ja, also für Autos hatte ich schon auch eine

00:18:46: Passion, aber was mich wirklich bewogen hat dann bei BMW zu starten, ist, dass dann Anfang

00:18:52: der 2000er, ich eben mitgekriegt habe, ist natürlich aus München kommen sowieso, sagen wir mal,

00:18:58: mein Heimatunternehmen, da gibt es natürlich Affinität und da hat BMW gerade angefangen,

00:19:05: also so in China mit ein paar chinesischen Herstellern zu reden und ich fand das super spannend,

00:19:11: weil ich hatte ja in China studiert und habe da auch meine Promotion über China gemacht,

00:19:15: in Wirtschaftswissenschaften. Ich wollte irgendwie für ein deutsches Unternehmen arbeiten,

00:19:20: aber nicht schon für eins, was da schon richtig alles aufgebaut hat, sondern im Prinzip eins,

00:19:26: was ganz am Anfang steht und richtig so im Prinzip das Business-Dial jetzt entwickeln möchte.

00:19:31: Und das hat super gepasst, weil da liefen die Verhandlungen gerade mit Brilliance und dann

00:19:38: bin ich über, ja, bin ich bei BMW reingegommen. Es hat dann gut gepasst von meinem Profil.

00:19:43: Ich bin dann nicht sofort nach China gegangen, sondern habe erst mal in München sozusagen,

00:19:49: dass das die Basics gelernt, ja, habe da im Produktenmanagement gearbeitet, der Strategie und

00:19:56: das hat mir so ein bisschen auch die Grundlage gegeben zu verstehen, wie alles läuft. Und dann

00:20:02: bin ich aber recht schnell auch in dieses Thema Verhandlungen des Giant Ventures mit reingerutscht

00:20:07: und habe da damals als sehr Junior Partner sozusagen, war ich schon mit in diesem kleinen

00:20:12: Team, was das verhandelt hat, final und auch abgeschlossen hat und ja, habe dann auch die

00:20:19: Geburtsstunde dieses Giant Ventures miterlebt. Unglaublich spannend, unglaublich viele Lessons

00:20:24: zu lernen und da bin ich sehr viel dann zwischen Deutschland und China hin und her gefahren und

00:20:29: bin dann aber, hat man sich entschieden, nachdem das Giant Venture gegründet war, auch eine eigene

00:20:35: Organisationseinheit für China zu gründen, die im Prinzip beim Vorstand aufgehängt ist und da

00:20:41: bin ich dann sozusagen mit nach China rübergegangen, nachdem das entschieden worden ist. Und habe dann

00:20:49: erst mal eine neue Abteilung mit aufgebaut fürs Business Development, da haben wir das ganze

00:20:54: Thema Strategie diskutiert, wie muss BMW jetzt in China den Markt aufbauen, was ist unsere Vision,

00:21:01: was müssen wir machen, wie müssen wir uns verankern, wie müssen wir die Marke positionieren. Also alles,

00:21:05: was mit dem Aufbau zu tun hat, das habe ich sozusagen aufgebaut, auch dann sehr gutes Team

00:21:12: aufgebaut, die ganze Produkt Strategie haben wir uns angeschaut. Also das war sehr spannend und

00:21:16: ihr müsst euch so vorstellen, also bevor das Giant Venture da war, hat BMW in China ich glaube

00:21:20: so 2000 Autos verkauft, also das war vielleicht nicht mal Top 30 von den Märkten, also war jetzt

00:21:27: wirklich nicht wichtig und dann ist dieses Volumen im Prinzip von 2003, 2004, ist hochgegangen und man

00:21:37: hat sich damals in den künstten Träumen noch nicht vorstellen können, dass das China mal der

00:21:42: größte Markt wird für BMW. Also da ist jeder der schon mal gesagt hat, da verkaufen wir mal 20,

00:21:47: 30.000 Einheiten, der wurde als verrückt betrachtet. Und da haben wir dann einen Plan gemacht,

00:21:53: gesagt wir wollen 100.000 Einheiten da verkaufen. Also völlig durchgeknallt, da hat keiner dran

00:21:58: geklaut, dass man das schaffen kann. Dann haben wir so eine Board Vision eigentlich,

00:22:02: der 2020/10 100.000 Einheiten zu verkaufen und das ist dann gekommen, ist natürlich jetzt nicht

00:22:11: nur gekommen, weil wir einen guten Plan gemacht haben, sondern weil der Markt auch explodiert ist.

00:22:15: Das muss man natürlich ehrlich zugeben, aber das hat keiner, dieses Wunder,

00:22:20: dass der chinesische Markt also explodiert ist und dass plötzlich die deutschen Premiummarken

00:22:26: dadurch die Decke gehen und 100.000 von Autos verkaufen. Also in meinem letzten Jahr bei BMW

00:22:31: waren es dann 300.000 Autos, da sind das Fahr bereits größer als Deutschland oder USA vom

00:22:39: Absatzvolumen her. Also das ist eigentlich ein Wunder gewesen, innerhalb weniger als 10 Jahren

00:22:44: sich ein Markt zu entwickeln. Das war für mich eine unglaublich tolle Erfahrung, weil es natürlich

00:22:52: eine Aufbauaufgabe war und es macht natürlich immer Spaß, Dinge aufzubauen. Es war auch sehr

00:22:56: challenging, weil wir natürlich mit so einem schnellen Wachstum gibt es natürlich wahnsinnige

00:23:00: Challenges, dass da alles mitkommt, die ganze Versorgung des Service, das Handlernetz,

00:23:06: die Marke, dass man das mitkriegt. Aber da habe ich sehr viel gelernt und obwohl das ein Job

00:23:12: im Großkonzern war, war es trotzdem schon sehr unternehmerisch angehaucht, weil es natürlich

00:23:18: viele Freiheiten hatte, das Thema aufzubauen. Hat Spaß gemacht. Ich meine, inzwischen verkauft BMW

00:23:26: ich glaube 800.000 Einheiten in China ist also über fast 40 Prozent des globalen Volumens. Also

00:23:34: ich glaube, da haben wir damals glaube ich mit gute Grundlagen gelegt dafür, für den langfristigen

00:23:40: Erfolg. Du hast jetzt gesagt oder mehrfach sogar gesagt, lessons learned, viele Dinge gelernt in

00:23:47: der Zeit. Nimm uns nochmal kurz mit in die Anfangsphase, wie sich ein deutsches Unternehmen mit

00:23:53: einem chinesischen Unternehmen zusammen toline joint venture gründet. Was ich gerade zum Hinterkopf

00:23:58: habe in unserer letzten Interviewfolge, haben wir mit Jörg Storm gesprochen, der für Mercedes-Benz

00:24:04: viele Jahre in China war, immer im Bereich Digitalisierung und IT. Und mit ihm haben wir

00:24:10: zum Beispiel viel darüber gesprochen, wie grundsätzlich nicht nur chinesische, sondern auch

00:24:14: asiatische Arbeitskultur ist, Auffassung Projekte anzugehen und dass die ganz ganz unterschiedlich

00:24:19: ist, auch von europäischen oder deutschen Art Projekte anzugehen und Dinge zu denken. Und wenn

00:24:24: wir mal ehrlich sind, man kommt natürlich auch gerade in der Automobilindustrie so ein wenig aus

00:24:28: der europäischen westlichen Überheblichkeit natürlich die besten Autos der Welt zu bauen

00:24:33: und eigentlich genau zu wissen, wie das geht. Und dann setzt sich also so ein Unternehmen wie BMW,

00:24:38: kann jedes andere sein, mit chinesischen Herstellern zusammen, man muss joint venture gründen, um

00:24:43: dort produzieren zu können. Wie kommt das vernünftig zusammen und wie lange ist eigentlich

00:24:49: dieser Prozess, um gegenseitig zu verstehen, wie der jeweils andere tickt und zu sagen,

00:24:52: jetzt kriegen wir das zusammen hin? Ja, also das ist eine sehr spannende Story. Ich glaube BMW

00:25:01: hat ein bisschen anderen Weg gewählt als zum Beispiel Volkswagen Audi oder Mercedes, weil man

00:25:06: eben gesagt hat, wir wollen uns einen nicht so starken Partner suchen, einen Partner, der jetzt

00:25:12: nicht ins Daily Management mit reingeht, damit wir sozusagen die Kontrolle halten können. Und

00:25:16: Brilliant ist zwar auch staatlich, aber von der Provinz in Nordost China und die waren jetzt

00:25:24: zwar gelistet an der Börse, aber halt nicht bekannt wie FHW, der Groß-Sichnesische Staatskonzern,

00:25:30: der der Partner von Volkswagen ist oder Beijing Automotive von Mercedes. Und das hat Anfangs

00:25:38: die chinesische Rihung gar nicht gern gesehen. Die wollten eigentlich eher, dass so ein toller

00:25:41: Name wie BMW sich mit einem Staatsunternehmen mit einem ganz großen, starken zusammen tut. Aber

00:25:46: da hat man von BMW Seite dann sehr weise ist man darauf bestanden, dass man mit Brilliant zusammen

00:25:52: arbeiten möchte und ist auch damit durchgekommen. Und das war sehr positiv, sag ich mal, das war jetzt

00:25:59: der positive Teil. Ich komme gleich zu dem Learning, dass man einen Partner hatte, der dann sich

00:26:04: darauf beschränkt hat, im Wesentlichen zu sagen, wir sind happy, wenn das Geschäft läuft, wir wollen

00:26:10: guten Financial Return haben, aber wir gehen nicht in das Day-to-day-Manage-Mitten rein. Und wenn

00:26:15: ihr mit Leuten redet, die in China warnen, irgendeinem der Joint Ventures, sei es jetzt von Volkswagen

00:26:21: oder von Mercedes, dann wisst ihr, was das für ein Albtraum ist, in einem Joint Venture zu arbeiten,

00:26:26: wo tagt auf jedem Job zwei Leute hocken, einer von der chinesischen Seite, einer von der deutschen

00:26:32: Seite, was eigentlich überhaupt keinen Sinn macht aus einer Unternehmens-Logik, was aber einfach

00:26:36: vorgegeben war aufgrund dieser Policy von den Joint Ventures. Das war super. Also zum Beispiel

00:26:42: mein Job später im Joint Venture war für den gesamten Vertrieb des Joint Ventures zuständig

00:26:47: zu sein. Das ist ein Job, der ist glaube ich in keinem anderen deutsch-chinesischen Joint Venture

00:26:52: überhaupt von dem Ausländer gemacht worden, sondern normalerweise immer von Chinesen, also

00:26:57: immer von dem lokalen Partner. Und deswegen würde ich mal sagen, hat Brillens sich da ein bisschen

00:27:02: zurückgehalten. Die haben im Wesentlichen sich auf Sport fokussiert, haben den CFO geschickt,

00:27:08: aber eigentlich konnte BMW dann sehr gut das Business entfallen. Das war auch glaube ich ein

00:27:13: Erfolgsrezept, dass das relativ schnell ging, flexibel war, in dem Jahr ist BMW wesentlich

00:27:19: schneller gewachsen als Mercedes und ist auch an Audi rangekommen, die ja schon in Early

00:27:25: Move-er erwandelt hatten. Das war gut. Aber in den ersten Jahren gab es natürlich auch viel

00:27:29: Lehrgeld zu bezahlen. Und man ist schon glaube ich, ich will jetzt nicht nur für BMW sprechen,

00:27:36: ich glaube fast alle deutschen Player, die da reingekommen sind, sind da mit einer gewissen

00:27:39: Arroganz reingekommen. Dann, also nach dem Motto, wir wissen alles besser und erzählen euch mal,

00:27:45: wie das läuft. China ist halt ein anderes Land, ein anderer Markt, andere Kunden, andere Gehmerheiten.

00:27:51: Also ich sag mal, viele sind da zum Beispiel am Anfang reingegangen und haben jetzt Händler

00:27:55: gesucht und mit der, die wichtigste Qualifikation eines General Managers war, war, dass er Englisch

00:28:00: sprechen konnte. Damit man sozusagen, dann hatte man lauter Englisch Lehrer als Leiter von Händler

00:28:06: betrieben gehabt. Und das hat nicht funktioniert. Wir konnten keine Autos verkaufen. Also das klingt

00:28:13: total lächerlich. Aber das ist jetzt mal ein Beispiel von vielen solchen Themen. Und das kann

00:28:20: man sich heute nicht mehr vorstellen, weil China auf einem völlig anderen Entwicklungsstand ist. Aber

00:28:23: vor 20 Jahren war das noch Wildwest. Also da ist man reingegangen. Hatte überhaupt die meisten Leute

00:28:29: da drüben. Hatten null Ahnung und haben es einfach gemacht, wie sie sich gedacht haben. Und ich glaube,

00:28:34: ein Erfolgs, ein großes Learning-Bad, dass man lokalisieren muss. Also lokalisieren nicht um

00:28:42: jeden Preis. Natürlich muss man seinen eigenen Charakter behalten und seine eigenen Stärken

00:28:47: behalten. Aber in einem lokalen Markt, wenn ich reingehe, muss ich den Markt verstehen, die Kunden

00:28:51: verstehen. Ich muss mit den Kunden richtig kommunizieren. Ich muss meine Marke erfassbar

00:28:56: machen. Das ganze Thema Service, das ganze Thema Produkt. Wie will der Kunden das Produkt haben?

00:29:04: Da gibt es einfach Besonderheiten. Und man muss gut lokalisieren. Und das ist witzig. Weil das ist

00:29:10: für mich eines der wichtigsten Learnings für BMW und auch für andere Hersteller. Und das gilt

00:29:15: jetzt genauso 20 Jahre später für chinesische Hersteller, die jetzt anfangen, nach Europa zu

00:29:20: kommen. Die haben genau das gleiche Problem interessanterweise. Und die werden die gleichen

00:29:24: Learnings machen. Weil Europa ist noch mal völlig anders als China. Genau. Dazu kommen wir

00:29:30: auch definitiv heute noch. Was mich in der Stelle interessiert heutzutage oder in letzten fünf bis

00:29:36: vielleicht zehn Jahren gilt ja so ein bisschen die Maxim oder die Maßgabe, dass man, wenn man sozusagen

00:29:41: ein chinesischen Kunden ansprechen will, auch vor allem auf das Thema Vernetzung, auf das Thema

00:29:47: Digitalisierung schauen muss. Das Auto wirklich anders begreifen. Das habt ihr dann ja später dann auch.

00:29:52: Da kommen wir jetzt gleich auch zu. Dann auch bei beiden natürlich gemacht, das Auto anders zu

00:29:57: verstehen. War das vor 20 Jahren auch schon eine Maßgabe? War das überhaupt schon ein Thema,

00:30:03: wenn es um die Kundensprache geht, dass man da stärker ein Fokus drauflegt? Oder ist das

00:30:09: wirklich etwas, was auch in China erst in den letzten, sage ich jetzt mal, zehn Jahren eine

00:30:14: Relevanz bekommen hat? Ja, also ich glaube vor 20 Jahren. Da ging es wirklich um Themen, dass wir

00:30:18: überhaupt erst mal das Menü auf dem kleinen Bildschirm damals auf chinesisch übersetzt

00:30:22: bekommen haben. So dass es überhaupt man chinesisch verstehen konnte. Aber da war das Thema so,

00:30:28: wie man es heute versteht, Connectivity noch nicht heiß. Das ist glaube ich erst gekommen

00:30:33: 2010, 2011 rum mit WeChat. Also als WeChat wirklich, sagen wir mal, hatte plötzlich in China innerhalb

00:30:41: von zweiter Jahren einen Durchbruch. Ist eigentlich zu der dominierten Social Media App geworden.

00:30:48: Und ihr wisst ja, WeChat ist eine Kombo aus Facebook, WhatsApp, Twitter. Also im Prinzip

00:30:53: alles in einer Super App kombiniert. Und damit kann man sein komplettes Leben gestalten. Also

00:30:58: vom Bezahlen zum Tweeting, über die Heizungsrechnung bezahlen, über Dinge bestellen. Also alles geht

00:31:06: damit. Und das hat, also ich glaube es war so 2012, 11, 12 Röben, wie das angefangen hat. Und das hat

00:31:15: eigentlich, also auch wie Alibaba und Tencent dann richtig abgehoben sind, diese Internetfirme. Und

00:31:21: das hat eigentlich dann schon einen Kick gegeben, dass China eigentlich zum zweiten Internet Superpower

00:31:27: geworden ist. Da gibt es eine sehr starke Tech-Kultur in China. Das kennt ihr ja sicher. Also natürlich

00:31:35: sehr stark in Shenzhen, aber auch in Shanghai und Beijing und in Pankou. Diese Textszene finde ich,

00:31:41: die ist so richtig, hat die abgehoben seit zehn Jahren vielleicht. Und dann sind auch die, sagen wir,

00:31:48: Taobao, das Online-Sales-Plattform von Alibaba, ist durch die Decke gegangen. Der Online-Kummerer ist

00:31:58: hochgekommen. Und ja, und dann diese vielen anderen Online-Geschäftsmodelle, die es in China gibt,

00:32:05: wo man ja alles digital machen kann. Also vom Handwerker über zu Hause sich die Wohnung reinigen

00:32:11: zu lassen und so weiter, wo wirklich alles halt inzwischen digital geht. Also das ist ja seit

00:32:18: etwas über zehn Jahren dann gekommen, würde ich mal sagen, dieser Trend. Also auch hier wieder

00:32:23: keine Evolution, keine evolutionären Schritte, sondern auch revolutionär, sag ich mal, was die

00:32:29: Zeitschiene anbelangt. Du bist dann in der Zeit, du gerade angesprochen hast, auch schon 2013 dann

00:32:36: gewechselt zu Infinity, der Premium-Marke von Nissan, beziehungsweise auch zu dem Joint Venture,

00:32:43: was Nissan dann mit Don Feng dort hatte. Wieso kam dieser Wechselzustande? Kannst du uns da vielleicht

00:32:49: nochmal kurz was zu sagen, bevor wir jetzt gleich auch doch zum Thema natürlich beiden kommen

00:32:52: wollen. Was war da sozusagen der Beweggrund, diesen Wechsel anzugehen? Hattest du dir vielleicht auch

00:32:57: noch mehr Freiheiten erhofft oder noch ein besseres Verständnis vielleicht auch vom chinesischen

00:33:02: Markt eines asiatisch geprägten Unternehmens? Also ich muss nochmal einen Schritt zurücknehmen.

00:33:09: Wie ich bei BMW war, hatte ich dann die Gelegenheit auch in so ein Förderprogramm zu kommen für

00:33:16: Führungskräfte und da wurde uns vom Unternehmen "Meine Reise" auch in Silicon Valley ermöglicht.

00:33:21: Ich glaube, das war um 2011 rum. Das war unglaublich beeindruckend für mich. Da haben wir also die volle

00:33:27: Tour gemacht, haben unter anderem auch Tessa besucht. Das war damals noch vor Model S-Lawn,

00:33:32: da hatten die gerade diese neue Fabrik übernommen von dieser alte, ich glaube, GM oder Toyota Fabrik.

00:33:38: Ich weiß gar nicht mehr genau. Und da haben die angefangen diesen Roadster da zu montieren.

00:33:42: Ja, und das hat mich total fasziniert. Nicht nur weil ich dieses, also im Prinzip hatte ich die

00:33:50: ganze Zeit in dieser Industrie in China jeden Tag irgendwelche Unternehmer kennengelernt.

00:33:56: War total fasziniert von dem Unternehmertum. Bin aber eigentlich immer davon ausgenommen,

00:34:00: okay, also das ist jetzt die eine Industrie Automotive, da wird es keinen Unternehmertum geben.

00:34:05: Weil das ist einfach die Entry Tickets. Das ist nicht abzusehen gewesen bis vor zehn Jahren,

00:34:11: dass man ein Start-up in dem Bereich machen könnte, wäre völlig undenkbar gewesen.

00:34:15: Und dann kommst du da hin, siehst diese Fabrik völlig hands-on. Die fangen da an,

00:34:20: neues Automobilunternehmen aufzubauen. Also das war ein echter Flash. Und der zweite Flash war,

00:34:26: sagen wir mal, das Lächeln meiner Mitkollegen zu sehen darüber. Also ich habe da auch gelächelt,

00:34:33: weil es natürlich schon, es war noch sehr amateurhaft, aber es war nicht arrogant.

00:34:39: Also ich habe schon gespürt, dass halt viele das extrem arrogant gesehen haben.

00:34:45: Und das fand ich gefährlich. Da habe ich mir gedacht, oh, also jetzt mal grundsätzlich,

00:34:50: man sollte nie so ein Naht von Hochmut haben dann. Das ist gefährlich.

00:34:56: Und das war ein bisschen intrigend. BMW hat ja damals schon sehr früh auch mit Projekt Eier angefangen.

00:35:02: Also das hat mich super gut gefallen. Es fand ich richtig. Und wir haben damals auch in China

00:35:08: dann die 5S Steederships entwickelt. Also das 5.S Stand for Sustainability. Das heißt,

00:35:15: die haben Handelsbetriebe gebaut, die vollkommen nachhaltig aufgebaut waren.

00:35:19: Bereits 2012 gab es in Beijing einen Handelsbetrieb mit Windturbinen, mit Solarzellen auf dem Dach,

00:35:26: mit Geothermie, mit nachhaltigen Materialien, ein irres Ding. Das haben wir einfach gemacht.

00:35:32: Wir haben gesagt, man ist passt dazu, dieses Thema Nachhaltigkeit in China anzuschieben.

00:35:37: Und dann im Endeffekt bin ich aber weg, weil Nissan mich rekrutiert hat.

00:35:42: Und damals hatte Carlos Gohn nach außen hin sehr stark kommuniziert, dass er Infinity zum,

00:35:50: ich sag mal, zum Audi von Nissan machen möchte. Also im Prinzip zu einer globalen,

00:35:57: erfolgreichen Premiummarke. Und da hat man mir angeboten, also eine Gesamtverantwortung

00:36:03: für China zu übernehmen und auch noch zusätzlich ein Joint Venture nicht nur zu verhandeln,

00:36:08: ist auch noch zu gründen und lokale Produktionen zu starten. Also als CEO sozusagen.

00:36:12: Und das war für mich faszinierend, weil bei BMW war ich für den Gesamtvertrieb zuständig.

00:36:18: Da hätte ich auch nicht so schnell die Gelegenheit gehabt, jetzt mal eine Gesamt,

00:36:22: sagen wir mal eine CEO-Verantwortung zu übernehmen. Und ich fand das halt faszinierend,

00:36:27: weil Infinity war zu dem Zeitpunkt fast nicht existent in China, kannte kein Mensch und noch

00:36:33: dazu war eigentlich ja japanische Brems grad sehr unpopulär. Ihr kennt das ja vielleicht,

00:36:38: da gibt es immer diesen Konflikt zwischen China und Japan aufgrund der Vergangenheit des Krieges.

00:36:43: Da war wieder grad so eine Phase mit den Diao Yu Dao Inseln, wo man in China eine Welle

00:36:49: gegen japanische Brems gemacht hat. Und ich fand das aber faszinierend, weil das waren,

00:36:54: wie eine grüne Wiese, also eine neue Marke aufzubauen, die zu launchen und dann halt auch eine

00:37:01: Gesamtverantwortung, inclusive Entwicklung und lokaler Produktion, weil ich davor eigentlich

00:37:07: im Marketing und Vertrieb zu Hause war, fand ich super. Allerdings haben 90 Prozent meiner Freunde

00:37:13: mich für verrückt gehalten. Also die dachten, ich bin jetzt total. Also das, wirklich, die meisten

00:37:19: haben sich nicht getraut, mir zu sagen, aber zwar im Prinzip klar, also im Prinzip von einem hoch

00:37:24: erfolgreichen Marktführer 300.000 Einheiten BMW wegzugehen und zu einem kleinen unbekannten

00:37:33: japanischen Markt. Damals war die Situation sehr serious. Also es gab nur ganz wenige Händler

00:37:40: für Infinity, die die Elfte davon wollte eigentlich aussteigen, da reinzugehen. Da haben die meisten

00:37:44: gedacht, dass der Spint jetzt total. Und das war eine richtige Entscheidung. Also rückblickend war

00:37:51: das für mich eine super Erfahrung und es ist zum Glück auch gut gelaufen. Aber das war sehr

00:37:59: challenging. Also man muss auch ein bisschen Glück haben, denke ich. Es ist nicht nur alles tolle

00:38:04: Strategie, aber wir haben dann einen Turnaround gemacht für diese Marke, haben eine neue Sprint

00:38:11: Positionen kreiert, haben dann komplett neues Team reingeholt, haben dann auch mit Dongfeng Motors

00:38:18: das Joint Venture verhandelt. Das war ein sehr stark lokalisiertes Joint Venture und wir haben

00:38:26: dann lokale Produktionen gestartet und sind drei Jahre lang die am schnellst wachsende Marke in

00:38:31: China gewesen. Also haben von 10.000 auf 50.000 Einheiten hoch gewachsen. Also es war sehr erfolgreich

00:38:37: und wir haben eben diese Marke Infinity als als coole emotionale westliche Marke positioniert.

00:38:46: Und das ist total erfolgreich angekommen. Also sehr viele Künstler, Avongarde in China, die sind

00:38:52: alle auf Infinity gekommen und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe es eigentlich nur kurz

00:38:59: gemacht, drei Jahre. Hätte es vielleicht auch gerne noch weiter gemacht, aber da ist dann einfach

00:39:04: die Opportunity und Idee dann dazwischen gekommen, was selber zu machen. Und das ist das nächste große

00:39:13: Kapitel dann. Genau, ich würde sagen, das machen wir mal auf das Kapitel. Wie viele Prozent deiner

00:39:20: Freund haben dich für verrückt erklärt, als du dann Weiten gegründet hast? Ja, also auch

00:39:25: ähnlicher Prozent satt, weil das total, also damals, also Nioh und Xiaopeng waren schon gegründet.

00:39:39: Also die waren vielleicht ein Jahr vor Weiten dran, aber die hatten auch noch nichts. Und deswegen

00:39:46: also jetzt wirklich rauszugehen, das komplett selber zu machen, da das war eigentlich noch noch

00:39:52: more crazy, kann man sagen. Und ich habe da auch, ja, also es war schon längerer Entscheidungsprozess,

00:40:01: passiert, es sind manchmal dann auch Zufälle, die da kommen. Man ist jetzt nicht da an einem

00:40:07: Morgen und sagt, ich habe jetzt die Idee und gründ meine eigene Unternehmen. Also ich hatte mich dann

00:40:14: länger schon, also es war ja so, also China, die Regierung hat eigentlich schon 20, 10 erkannt,

00:40:20: dass ihre eigene Ministerium, was für die Automobilindustrie, Entwicklung zuständig ist,

00:40:27: die NDRC, das Planungsministerium sozusagen, dass die eigentlich total versagt haben. Weil

00:40:35: 20, 10, wenn ich mal zurückdenke, Mitte der 80er Jahre gab es die ersten Öffnungen mit Volkswagen

00:40:41: und so. Nach 25 Jahren gab es keinen einzigen chinesischen Hersteller, der irgendwo auf der

00:40:46: Welt Fuß gefasst hatte. Und wenn man das jetzt mal mit den Japanern oder Koreanern vergleich,

00:40:52: das ist eigentlich ein totales Fail ja. Also die Japaner und Japaner waren schneller. Und eigentlich

00:40:58: die Chinesen sind normalerweise jetzt nicht langsamer als die Koreaner oder Japaner, was Speed betrifft.

00:41:04: Und man hat eigentlich erkannt, dass diese Politik mit dem 50/50 Joint Venture, dass die eigentlich

00:41:11: falsch war. Das ist jetzt meine Interpretation. Es wird niemand offen zugeben in China. Erst recht

00:41:17: kein Regierungsbeamt da. Aber eigentlich war diese Politik ein totaler Fehler. Sie hat nämlich dazu

00:41:23: geführt, dass zwar alle gekommen sind und auch gezwungen wurden, diese Joint Ventures zu machen.

00:41:29: Und in diesen Joint Ventures hat man dann auch viel produziert und verkauft. Aber das waren alles

00:41:34: Autos, die in Deutschland oder Amerika oder Japan entwickelt worden sind. Die wurden zwar in China

00:41:39: zusammengebaut und auch vertrieben. Also Vertrieb und Produktion hat man gelernt, aber man hat nicht

00:41:46: gelernt, wie man ein gutes Auto entwickelt. Weil diese Kernkompetenz hat man natürlich nicht

00:41:51: nach China transferiert. Und das war halt ein totaler Irgendlaube zu denken, dass man da einen

00:41:56: Riesen-Hortransfer hat. Und deswegen hat man dann gesagt, wir müssen jetzt auf die Überholspur gehen.

00:42:03: Und schon bereits 2010 in dem 5-Jahres-Plan, den es immer gibt, der Regierung stand als eine der

00:42:09: fünf Prioritäten drin, die elektrische Fahrzeugindustrie anzuschieben. Das war noch vor Elon,

00:42:15: Musk und Tessa. Also bevor die richtig abgehoben sind, stand das da drin. Und da hat man dann angefangen.

00:42:22: Man hat versucht das zu pushen von der Regierungsseite. Aber die Unternehmen haben nicht so richtig

00:42:27: mitgemacht. Zum Beispiel wurde ich damals auch in meiner Rolle bei BMW dann von der Regierung

00:42:33: aufgefordert. Ihr seid ein Joint Venture. Ihr müsst jetzt eine neue Marke kreieren in China

00:42:38: mit einem elektrischen Fahrzeug. Und dann hat man also eine Marke kreiert, hat einen X1 hergenommen,

00:42:44: die ist XINORO, die Marke. Und hat die gelonscht mit ein paar 100 Einheiten. Und das war übrigens

00:42:52: für CATL der erste ausländische Kunde, wo eine CATL-Batterie eingebaut wurde. Weil man damals

00:42:59: dann eben gesagt hat, hey, ihr seid ein Ventures, ihr müsst jetzt eine chinesische Batterie da einbauen.

00:43:03: So und über solche Maßnahmen hat man angefangen, die eigene, sagen wir mal Supply Chain Industrie zu

00:43:08: entwickeln. Das war aber alles nicht wirklich erfolgreich. Bis dann in 2014, wenn ihr euch

00:43:14: erinnert, dann ist plötzlich der Tessa Aktienkurs. Von einem Tag auf den anderen ist der durch die

00:43:20: Decke gegangen. Ich glaube von 20 auf 200 oder so. Und dann ist plötzlich die ganze Welt aufgewagt.

00:43:26: Da war Tessa dann, glaube ich, damals 50 Milliarden wert oder so. Und so viel wie BMW oder Mercedes

00:43:32: haben all gesagt, das gibt es jetzt nicht. Und dann, wie das passiert ist, dann sind die Unternehmer

00:43:37: gekommen. Dann sind die Gründer von NIO und Xiaopeng und Li Auto gekommen, die drei chinesischen

00:43:47: Internet-Memes, haben gesagt, das machen wir jetzt auch. Wir machen den chinesischen Tessa. Und es ist

00:43:52: interessant, weil das Top-Down der Regierung hat zwar die Rahmenbedingungen geschaffen, aber nicht

00:43:57: dafür gesorgt, dass das abgehoben hat, das Thema. Der Punkt, der zum Take-off geführt hat, war dann

00:44:03: wieder dieser unternehmerische Spirit, der unternehmerische Mut. Dass Leute da gesehen haben, wow,

00:44:08: da können wir am Kapitalmarkt eine Story kreieren. Mit einer Bewertung von 50 Milliarden für so ein

00:44:14: Unternehmen macht das Sinn, ab Front mal 2, 3 Milliarden zu investieren in ein neues Auto. Mit

00:44:20: einer traditionellen Bewertungslogik hätte das Nieseln gemacht, sowas zu starten. Und dann haben

00:44:26: die angefangen. Und dann ein chinesischer Unternehmer, der auch großer BMW-Händler ist, ein Immobilien-Unternehmer,

00:44:35: der dann eben auch mit BMW gewachsen ist und mit vielen anderen Primiermarken große Händlergruppe

00:44:40: war, den ich auch gut kannte. Der hat mich dann schon über Jahre angesprochen und im Prinzip immer

00:44:46: mich berätet, hey, wir müssen das doch auch machen. Komm, lass uns auch mal den chinesischen

00:44:51: Tesser bauen. Und ich habe da relativ lange darüber nachgedacht und im Endeffekt hat der dann auch

00:44:59: dieser Unternehmer, der hat dann die Leute aus dem BMW-E-Team in München angesprochen, hat

00:45:06: Leute von Tesser angesprochen, hat Leute von Apple angesprochen. Und plötzlich gab es dann eine

00:45:11: kritische Masse an 8 bis 10 Leuten, wo gesagt haben, lass uns machen. Und dieser Unternehmer hat auch

00:45:18: Tencent und Foxconn berätet, dass wir, dass wir sowas machen wollen und so als beiden dann entstanden.

00:45:28: Und dann sind Carsten Breitfeld und ich, sind natürlich dann so als Profounder damit reingekommen,

00:45:35: die wirklich ursprüngliche Idee kamen von diesem chinesischen Unternehmer. Und wir haben damit

00:45:41: gemacht. Das war dann natürlich eine Wahnsinns-Journey. War ein großer Schritt das zu machen. Ich habe

00:45:52: damals mit meiner Frau lange geredet, ob ich das machen soll oder nicht, weil das schon auch mal

00:45:57: ein Schritt in die Ungewissheit war. Und wir haben halt damals, sie hat gespürt, dass ich, dass ich

00:46:02: eine Wahnsinnsleidenschaft und hatte dieses Thema unbedingt machen wollte, aber war natürlich

00:46:07: für die Familie eine große Entscheidung, nicht nur wegen der Unsicherheit, sondern auch wegen der

00:46:11: Arbeitszeit. Aber wir haben dann damals gesagt, also ja, aber no regrets. Also auch wenn es schief

00:46:17: läuft, wir wollen es nicht bereuen. Aber wir haben natürlich geglaubt, dass wir es schaffen können.

00:46:24: Das ist klar. Aber wir sind mit so einer Mentalität da reingegangen. Das ist halt selten, dass man

00:46:29: im Leben mal so eine Chance hat, sowas zu machen. Und im Prinzip auf dem Papier sah das super aus von

00:46:35: denen von den Rahmenbedingungen, die wir hatten. Fünf Jahre später, wir wissen, dass es leider nicht

00:46:39: geklappt hat. Und ich bin ja mit der 2020 dann raus und das Unternehmen ist jetzt auch in verschiedenen

00:46:47: Juristiktionen auch in die Insolvenz gegangen. Also man kann, glaube ich, mit Sicherheit sagen,

00:46:53: dass es nicht geklappt hat. Man ist natürlich schlauer hinten rum raus. Das ist natürlich eine

00:46:58: lange Story. Aber bei allem, sagen wir mal, Bedauern, was ich schon habe, dass es nicht geklappt

00:47:05: hat. Es gibt auch ein paar Sachen, die da toll gelaufen sind und auf die ich auch stolz bin. Und

00:47:12: das Wichtigste ist eigentlich das Team. Also ich glaube, das war einzigartig, also dass wir so

00:47:17: ein Team kreieren konnten. Wir haben wirklich Leute, die haben tolle Karrieren hinter sich

00:47:23: gelassen und sind zu uns gekommen, weil sie was, was meaningful machen wollten. Und was Tolles

00:47:28: machen wollten. Und das Team, wir hatten Leute aus über 20 Ländern mit dabei. Alles self driven

00:47:36: people, hoch talentiert, ein Wahnsinnsmix aus Automotive-Leuten und auch Tech-Leuten

00:47:42: vom Silicon Valley. Und wir haben es bei aller kulturellen Differenz in beiden, glaube ich,

00:47:49: geschafft, da echt ein super Kultur zu kreieren. Also mit Amerikanern, mit Chinesen, mit Deutschen.

00:47:56: Und das ist zum Beispiel, wenn ich jetzt mal eine Sache sage, wo ich positiv drauf zurück blicke,

00:48:01: also wenn ich wirklich stolz drauf ist, ein Jammer, dass das Team das nicht gesehen hat,

00:48:05: dass das Produkt wirklich in Serie gegangen ist. Daniel, lass uns noch mal kurz in diese,

00:48:10: sozusagen Anfangsphase von beiden auch gehen. 2016 wurde die Future Mobility Corporation gegründet

00:48:16: und damit dann auch die Marke Biden aus der Taufe gehoben. Was ist ja gerade gesagt ein total

00:48:21: spannendes Team aus verschiedenen Bereichen, unter anderem ja auch Apple dabei, Leute von Apple,

00:48:27: aber auch zum Beispiel deine Ex-Follegie von BMW, Carsten Breifeldt, als CEO dort angefangen.

00:48:34: Nimm uns doch mal mit in diese Anfangsphase. Wie seid ihr das Thema Auto an sich angegangen,

00:48:41: weil die zwei ja schon sozusagen das Ansinnen, das auch neu zu denken, wenn man sich den beiden,

00:48:45: die verschiedenen Modelle, die dann nachher sozusagen aus eurer Feder entstanden sind,

00:48:50: dann auch anschaut, dann habt ihr das Auto ja auch neu gedacht. Also siehst damals immer das

00:48:55: Next Generation Smart Device. Wir haben, sprechen ja viel auch vom Smartphone auf Rädern, was natürlich

00:49:00: auch die eine oder andere, das eine oder andere Probleme aufwirft, weil man es natürlich nicht

00:49:03: eins zu eins vergleichen kann. Aber wirklich sozusagen auch der, in gewisser Weise noch eine

00:49:09: Pionierarbeit in Sachen Software Define Vehicle, darüber, worüber wir heute ja auch viel diskutieren

00:49:13: und sprechen, wie sich die Autohersteller auch das Auto neu denken müssen, nicht nur die neuen

00:49:20: Hersteller, sondern natürlich auch die Etablierten dahin wollen. Wie seid ihr das angegangen und

00:49:25: mit welchen Maßgaben seid ihr eigentlich in die Entwicklung eurer ersten Prototypen gegangen?

00:49:30: Also das war ein Super Spirit. Der chinesische Gründer, der wollte eigentlich nur,

00:49:37: ich sag mal, den chinesischen Tesser bauen. Also der hatte keine großen Visionen,

00:49:42: was das Thema betrifft. Karsten Breitfeld und ich haben uns schon ganz am Anfang,

00:49:47: wir darüber geredet haben, waren wir uns vollkommen einig. Wir wollen uns differenzieren,

00:49:51: wir wollen das Smart Device und wir jetzt bauen. Also die Vision gab es von Anfang an. Wir haben

00:49:56: eigentlich gesagt, wir würden das machen, was Apple machen würde, wenn die ein Auto machen. Also

00:50:01: wir wollen uns jetzt nicht unbedingt über das Thema Reichweite oder Power im Antrieb differenzieren,

00:50:09: sondern wirklich über dieses Thema. Das Fahrzeug ist von innen nach außen definiert. Die Vision

00:50:15: gab es schon beim allerersten Treffen. Und wir haben auch, glaube ich, das bedingungslos uns darauf

00:50:20: fokussiert. Wir hatten dann einen Designer, der von Google kam, den haben wir das Zeichen

00:50:25: entlassen, den ersten Sketch, den habe ich noch. Der hatte schon dieses Display in der Form mit

00:50:31: drin. Ein Display, was über den komplette Breite des Fahrzeugs ging und auch bereits ein Kontrollelement

00:50:37: im Lenkrad drin. Das haben wir schon gehabt, bevor die Firma überhaupt gegründet war. Das war die

00:50:42: Vision, die uns auch angetrieben hat, das zu machen. Und auch das war mit der Hauptgrund,

00:50:47: warum wir gedacht haben, dass wir es schaffen können. Weil wir haben eigentlich damals gedacht,

00:50:52: dass dieses ganze Thema Antrieb, Batterie, dass das in ein paar Jahren nicht mehr differenzierend

00:50:58: sein wird, dass eigentlich die großen BMWs und Mercedes und Volkshauses schaffen werden,

00:51:02: da relativ schnell mit Tesla Ketchup zu schaffen. Das war nicht ganz richtig, aber das haben wir

00:51:07: damals gedacht. Wir haben aber gedacht, weil wir halt auch die großen Automobilkonzerne kennen,

00:51:13: dass wenn wir uns über das Thema Software differenzieren und User Experience und Software

00:51:19: Defined Car, da haben wir ein unique Advantage, weil einfach das nicht nur ein Know-how-Thema ist,

00:51:26: sondern auch ein Kulturthema ist. Wir haben voraus gesehen, dass es für diese großen OEMs

00:51:33: halt wahnsinnig schwer ist, sich zu transporinieren. Die kommen halt aus einer unglaublich guten,

00:51:37: starken Kultur des mechanischen Ingenieurswesens. Und diese Kultur ist absolut nicht kompatibel

00:51:43: mit einer Software-Tech-Kultur. Das ist leider so. Das merkt man. Man sieht das ja heute in vielen

00:51:50: Beispielen. Das reicht halt nicht einfach mal 1.000, 2.000 Software-Engineure zu heiern und

00:51:54: irgendwo hinzusetzen. Man muss da eine neue Kultur schaffen. Das haben wir als unseren

00:51:59: wesentlichen Wettbewerbsvorteil gesehen. Obwohl Karlsruhe und ich schon eher aus der

00:52:05: traditionellen Industrie kamen, haben wir dann die Leute, die von Apple und Google kamen und so

00:52:10: weiter, haben wir empowert, auf einem gleichen Level im Prinzip zu sitzen. Das Design des Fahrzeugs

00:52:17: wurde eigentlich von denen angetrieben. Wir hatten dann diesen Sketch des Fahrzeugs,

00:52:22: wie es von innen aussieht. Und wir haben das Fahrzeug wirklich von innen noch außen

00:52:25: designen. Also der erste Design-Sketch war das Cockpit, das Lenkrad, etc., die beiden

00:52:31: Vordersitze, die sich rotieren lassen konnten. Man muss natürlich dazusagen, wir haben damals

00:52:36: schon mit diesem großen Bildschirm, wir haben damals angenommen, dass ein 2025 autonomes

00:52:42: Fahren Level 4 Standard sein wird. Wie das sehr viele gemacht haben vor, ich sag mal,

00:52:48: im Jahr 2016 hätte man da einige Wetten drauf abschießen können. Deswegen haben wir auch

00:52:53: schon das Fahrzeug komplett für Level 4 ausgelegt, auch mit den Sitzen, die da eben dann rotieren

00:52:59: können in dem Autonomenmodus, in die Mitte, dass man sich dann zurücklehnt und ein Film

00:53:03: anschaut auf den Bildschirm. Das war die Vision. Und dann haben wir einen super Designer gehabt,

00:53:08: den Noir Jacob, der ja auch schon an den i-Modellen von BMW mitgewirkt hat. Der hat das Design-Studio

00:53:14: hier in München aufgebaut und hat dann dieses Fahrzeug von Inderhausen designt in einer

00:53:21: einzigartigen Zusammenarbeit mit dem Digital-Team und auch dem Hardware-Team. Und dann ist dieses

00:53:29: Konzeptfahrzeug M-Bike rausgekommen, was wir ja Anfang 2018 dann zum ersten Mal gelornt

00:53:37: haben auf der CES. Wir haben die Marke damals gelornt, sind 2017, im September den Namen

00:53:42: "Biden", bis der ja vielleicht noch kam von "Bytes on Wheels". Also selbst im Namen war

00:53:49: sozusagen diese digitale DNA schon vorgesehen. Und das ist halt sehr gut gelaufen, weil wir

00:53:55: haben wahnsinnige Attention gekriegt, gerade in der Texte natürlich viele Fans, die fanden

00:53:59: das cool und toll. Und ohne dass wir dafür viel Geld ausgegeben haben, haben wir eigentlich

00:54:06: sehr früh schon eine große Fanbase gehabt, die eigentlich gewartet hat auf das Fahrzeug

00:54:12: und das Fahrzeug toll fand. Und was wir dann gemacht haben, da bin ich auch im gewissen

00:54:17: Sinne stolz drauf, weil das war glaube ich barndrechend für Automobil, wir haben sehr

00:54:22: früh Fans und Kunden involviert in den Entwicklungsprozess. Also wir haben uns schon, bevor wir das Fahrzeug

00:54:29: final festgelegt haben, haben wir im Prinzip von diesen Fans, die wir dann connected haben

00:54:34: über unsere sozialen Medien, haben wir Co-Creators ausgewählt. Das haben wir in Deutschland gemacht,

00:54:39: in USA gemacht, in China gemacht. Und wir haben die gefragt, was müssen wir machen, was

00:54:44: wollt ihr machen, was wie muss dieses digitale Interface funktionieren, welche Funktionen

00:54:48: muss das haben. Wir haben sie dann später auch schon reingesetzt in Prototypen und so

00:54:52: weiter. Und das war unglaublich cool. Und das hat auch zu einer Dynamik geführt, dass

00:54:56: Leute da ein Gespür hat daran beteiligt zu sein. Ich glaube, das ist etwas diese Kunden-Zentrizität,

00:55:04: das fällt vielen traditionellen Herstellern unglaublich schwer. Und das haben wir damals

00:55:12: glaube ich schon umgesetzt, auch wenn wir was nicht über die Ziellinie gebracht haben, das

00:55:15: haben wir wirklich gelebt. Also nah am Kunden dran zu sein und den Fans, die Fans zu involvieren.

00:55:21: Das wäre einem traditionellen Hersteller unvorstellbar, auf Vertraulichkeit etc. Also und ich glaube,

00:55:28: da zahlt sich halt so eine Start-up, so eine flexible Start-up-Struktur wirklich aus. Daniel,

00:55:34: wir haben das vorhin auch schon kurz darüber gesprochen. Wir haben uns auf der CES getroffen

00:55:39: und das natürlich damals auch begleitet, bei Automotive IT. Da passt geil, wenn du dich

00:55:43: erinnerst, wir haben beiden ein enormes Potenzial zugeschrieben. Es kam ja, du hast es ja auch

00:55:49: schon angesprochen, einige neue Hersteller so in dieser Phase auf, nicht nur in China,

00:55:54: auch in den USA gab es die eine oder andere Neugründung, nicht nur Tesla. Aber wir haben

00:55:59: auch beiden glaube ich mit dem Gesamtkonzept und der Idee, der herangehensweise an das Auto

00:56:03: glaube ich das größte Potenzial zugeschrieben. Das kann man glaube ich schon so sagen, ohne

00:56:10: jetzt auch immer im Detail, sozusagen jedes Detail des Autos auch zu kennen, weil es ist ja auch

00:56:15: noch die Anfangsphase gewesen. Jetzt ist natürlich die Frage, die Euphorie war groß und der Wirbel,

00:56:22: den ihr ausgelöst habt in der Branche war natürlich auch groß. Dann 2019/2020 ging es dann so langsam,

00:56:29: sage ich mal, in eher eine negative Richtung. Carsten Breitfeld ist danach ausgestiegen,

00:56:33: du bist dann aufgestiegen als CEO. Dann kam auch Corona dazu, die Corona-Pandemie, die Serienproduktionen

00:56:40: hat sich immer mehr nach hinten verschoben. Was war das Kernproblem, warum es nicht weitergeht

00:56:46: und was hätte man an eurer Stelle vielleicht besser machen können oder was hätte man anders

00:56:50: angehen müssen? Was war so ein bisschen das Pudelskern oder die Gretchenfrage, die man sich

00:56:55: da hätte stellen müssen an der Stelle oder hattet ihr gar keine Chance in der Phase, weil es

00:56:59: natürlich auch äußere Kräfte gab, die keiner von uns beeinflussen konnte, gab es ja auch in anderen

00:57:04: Bereichen ja auch genug Probleme. Was war so das Momentum und was hätte man vielleicht anders

00:57:09: machen sollen? Ja, also erst mal, ich glaube, auch der Assessment war schon richtig zu dem Zeitpunkt.

00:57:16: Ich glaube nicht, dass es am Produkt lag oder an der Marke. Das Produkt war fast fertig,

00:57:22: war noch acht Monate von Serienreife entfernt und ich glaube, überhaupt zu können, wenn wir es

00:57:27: geschafft hätten, dann hätten wir auch mit Xiaopong oder Nioh gut mithalten können,

00:57:31: vielleicht sogar besser sein können. Also daran lag es nicht, aber es gibt natürlich

00:57:38: unglaublich viel Darnings. Wir hatten ein bisschen Pech, dass wir später dran waren als Nioh und

00:57:45: Xiaopong, denn die beiden und auch Li Auto, die beiden hatten es geschafft, ihr Fahrzeug schon im

00:57:52: Markt zu launchen vor Corona und hatten auch den IPO schon hingekriegt, haben zwar dann auch in der

00:57:59: Corona-Krise noch mal gelitten mit ihren Kursen, konnten sich dann aber eigentlich in 2020 danach

00:58:06: auch wieder ganz gut erholen. Und uns hat dieses Corona wirklich dann also im Prinzip ein Podeststoß

00:58:15: gegeben, weil wir noch nicht in Serie waren. Wir hatten damals geplant, Ende 2020 den Marktlaunch

00:58:22: zu machen und wir wollten auch unsere C-Runde closen. Die hätte uns damals das Geld noch gebracht,

00:58:28: um die restliche Entwicklungsarbeit und Industrialisierung fertig zu machen. Und wir

00:58:34: hatten da bereits unterschriebene Verträge von Investoren. Das haben wir auch schon bekannt gegeben

00:58:39: und die sind leider nachdem dann im Februar Corona richtig global zu einer Pandemie geworden ist,

00:58:48: sind diese Investoren zurückgetreten und haben gesagt, wir müssen jetzt erst mal abwarten. Und

00:58:54: das hat so eine Kettenreaktion. Es war nicht nur bei uns so, also im ganzen globalen PI und VC-Bereich

00:59:02: sind eigentlich für vier, fünf Monate Investments fast völlig zum Mal liegen gekommen. Und in der

00:59:09: Phase waren wir eigentlich am Kapitalintensivsten. Also wir haben die Industrialisierung vorangetrieben.

00:59:16: Da war es absolut tödlich für uns dann, in eine Situation zu kommen, wo wir ein Cash-Crunch haben.

00:59:22: So und ich habe dann natürlich versucht, die Anteilseigner davon zu überzeugen, die bestehenden

00:59:28: Anteilseigner uns zu überbrücken, wenn wir kein Kapital von außen bekommen, dann eben von den

00:59:33: bestehenden Gesellschaften. Aber ich konnte mich dann nicht in der Klarheit durchsetzen,

00:59:40: wie es nötig gewesen wäre. Ich glaube, man hätte, wenn wir es geschafft hätten, sagen wir mal,

00:59:44: das zu überbrücken finanziell ein paar Monate, dann, wenn ihr euch erinnert, im August, September,

00:59:51: 2020 ging es plötzlich wieder nach oben, dann hätte man es vielleicht geschafft. Aber ich habe es

00:59:56: leider nicht geschafft, da die Gesellschaft dazu überzeugen, eine vernünftige Überbrückungsfinanzierung

01:00:02: bereitzustellen, was sehr schade ist. Und deswegen habe ich mich entschieden, damit 2020

01:00:07: dann rauszugehen. Sehr, sehr harte Entscheidung. Das war jetzt mal einer der Punkte. Wenn ich heute

01:00:15: jetzt zurückblicke, was würde ich anders machen? Also da gibt es natürlich viele Punkte. Hinterher

01:00:21: ist man schlauer. Ich glaube, unser größter Fehler, wenn man das so sagen kann, auch im Vergleich

01:00:27: zu den anderen, die es bisher eigentlich ganz gut geschafft haben, die Xiaopong oder Nioh oder

01:00:32: die Auto, war, dass wir eine zuheterogene diversifizierte Anteilseignerstruktur hatten. Und leider waren,

01:00:46: sagen wir mal, Karsten Breitfeldt und ich halt keine Unternehmer, die ihr Unternehmen davor

01:00:51: schon mal in die Börse gebracht haben und dann eine halbe Milliarde von ihrem eigenen Geld reinstecken

01:00:56: konnten. Sondern wir waren halt, sagen wir mal, große Firmen Executives, die im Prinzip darauf

01:01:01: angewiesen waren, da gute Investoren zu finden. Und wenn ihr euch das bei Nioh oder bei Xiaopong oder

01:01:07: bei die Auto anschaut, da hat jeweils der Founder, sagen wir mal, Minimum über eine halbe Milliarde

01:01:13: reinsteckten, weil die ihre eigenen Firmen davor an die Börse gebracht haben. Das war in

01:01:18: so einer kritischen Phase natürlich ein unglaublicher Vorteil, wenn du da als der Unternehmer

01:01:23: selber auch noch so was überbrücken kannst, da waren wir nicht in der Lage. Und wir hatten dann

01:01:27: eben diese Hända-Gruppe mit drin, wir haben die Lokalregierung mit drin gehabt, wir haben FAU,

01:01:33: ja ein Staatskonzern mit drin gehabt, leider relativ diversifiziert und leider auch relativ langsam.

01:01:41: Und das ist jetzt eine lange Geschichte, da will ich vielleicht nicht zu tief einsteigen. Aber im

01:01:47: Endeffekt, also wenn ich das nochmal machen würde, das wichtigste Learning wäre, also als

01:01:54: Unternehmer sozusagen, sich gut zu überlegen, von wem man das Geld nimmt. Das kann zwar kurzfristig

01:02:01: Probleme lösen, kann aber langfristig dann halt auch ein Damocless-Schwert werden. Und das ist

01:02:06: unglaublich wichtig, dass man die richtigen Leute im Botard, die dann auch in der Krise in der Lage

01:02:11: sind, einen dadurch zu führen. Und das ist das wichtigste Learning. Ich glaube, wenn ich es heute

01:02:18: nochmal machen würde, würde ich auch vieles anderes machen. Also ich würde es, glaube ich, noch

01:02:23: zentrierter machen auf einem Platz, nicht an zu vielen Locations. Ich würde auch mehr, ich glaube,

01:02:33: wir könnten es wesentlich günstiger machen mit weniger Geld, weil man einfach sieht, dass in

01:02:40: China einige Dinge noch günstiger gehen. Und ich glaube, wir können es auch noch schneller machen.

01:02:44: Aber das ist natürlich müßig, weil hinterher ist man immer schlauer. Wenn man als erster so

01:02:50: ein Weg geht, dann hat man einfach viele Extraterns, die man nehmen muss. Und ja, es ist sehr schade,

01:02:57: dass es nicht geklappt hat. Selbst heute, ich sehe regelmäßig fast jede Woche irgendwelche neuen

01:03:02: Autos, setzt mich rein, schaut sie mir an. Also ich glaube, selbst heute, der beiden MByte,

01:03:07: wie er 2018 auf der CES war, wenn er heute in Serie wäre, der wäre ein Verkaufsschlager. Also

01:03:12: von daher gesehen, es ist wirklich ein Jammer, dass wir es nicht geschafft haben. Das stimmt,

01:03:16: da stimme ich zu, Janik als auch gesagt, ich war damals auch bei der CES gemeinsam mit euch,

01:03:22: Teil des Medienteams. Also das muss ich auch sagen, sehr schade, weil das wäre jetzt auch so mein

01:03:28: Fazit gewesen. Eigentlich hat sich an all dem, wie du gerade eben auch die Idee des Fahrzeugs

01:03:33: gezielt hast, hat sich bis 2024 aber mal gar nichts geändert. Wahrscheinlich würde man

01:03:37: vieles davon heute einfach genauso auf dem weißen Plattpapier auch nochmal aufzeichnen und den

01:03:42: Fokus legen und die Priorität legen auf kundenzentrierte Themen, das Fahrzeug von innen nach

01:03:47: außen denken. Das sind ja die Themen, womit viele der etablierten Hersteller heute kämpfen. Also in

01:03:52: sofern stimm ich zu. Schade ist es auf jeden Fall. Daniel, wir wollen aber ein bisschen auf die,

01:03:56: ein kleines bisschen auf die Urschielen, weil was wir natürlich ganz gerne nochmal machen,

01:04:00: unseren Podcast, wir haben ja auch eine Rubrik. Was mich bewegt. Und diese Rubrik,

01:04:10: ja da wünschen wir uns immer ein bisschen von unseren Gästen, von unseren Interviewpartnerinnen

01:04:15: und Partnern, dass sie ein Thema mitbringen, von dem Janik und ich vorher nichts wissen. Ein Thema,

01:04:21: das aus der Thematik-Automobilindustrie-Branche kommen kann, gar nicht kommen muss. Daniel,

01:04:27: was hast du uns denn mitgebracht, bevor wir dann gleich zum Abschluss natürlich auch nochmal

01:04:31: auf das spannende aktuelle Kapitel in deinem Lebenslauf schauen. Ja, also was mich momentan

01:04:37: ein bisschen treibt und bewegt, ist eigentlich, dass ich so das Gefühl habe die letzten paar

01:04:42: Wochen oder Monate, dass es ein bisschen einen Bump gibt in der Wahrnehmung der Elektrifizierung.

01:04:48: Also hier in Europa, vor allem in Deutschland. Und das macht mich eigentlich ein bisschen traurig.

01:04:55: Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass da auch der eine oder andere Legacyplayer versucht,

01:05:00: ein bisschen Stimmung zu machen. So nach dem Motto, ah, die Nachfrage nach ihr Autos geht

01:05:06: zurück und es passiert nichts. Und eigentlich kommt das zum halten und man macht eigentlich

01:05:12: nochmal ein großes Fragezeichen, ob wir da überhaupt richtig unterwegs sind oder müssen

01:05:16: wir nicht eigentlich den Verbrenner noch weiter laufen lassen. Ja, das macht mich persönlich,

01:05:19: ich habe natürlich eine Meinung dazu, aber vielleicht könnt ihr auch nochmal sagen, was ihr

01:05:23: davon haltet, aber macht mich natürlich ein bisschen traurig, weil ich glaube, das ist halt

01:05:27: eine bigger Gut, ja, jetzt auf emissionsfreie Fahrzeuge zu gehen und wir sind eigentlich auf

01:05:33: einer guten, sagen wir mal, Kurve, auf der S-Kurve, die nach oben geht und es ist schade zu sehen,

01:05:40: wenn dann solche Bumps passieren oder ich weiß nicht, wie nimmt ihr das wahr, seht ihr das auch

01:05:46: oder? Ja, ich sehe das zum Beispiel ganz genau so, weil es ist ja das, was du gerade gesagt hast,

01:05:51: ist ja die Meinungen in Bezug auf die Elektromobilität sind ja im Prinzip vor allem auch hierzulande ja

01:05:58: schon so gespalten, dass im Prinzip eigentlich der kleinste Roadblock kommen muss und da werden ja

01:06:02: sofort alle Stimmen laut, die gesagt haben, wir haben es ja gleich gewusst. Das war ja klar,

01:06:06: dass das nicht funktioniert. Und dann fängt man auch, was mich dann auch so stört ist,

01:06:10: dann fängt man auch in der Politik natürlich wieder an, dann geht auch wieder die Diskussion,

01:06:15: dann auch innerhalb von der Ampelregierung geht dann wieder los, dass dann auf der einen Seite

01:06:21: kommen, wir können aber kein Verbrenner aus, da können wir nicht dran festhalten und jetzt brauchen

01:06:24: wir doch noch die Technologieoffenheit, von der wir eigentlich schon gesagt haben, dass wir uns auf

01:06:29: die batterieelektrische Mobilität da konzentrieren und ich bin einfach also ganz unabhängig davon,

01:06:36: dass ich auch den elektrischen Antrieb für sinnvoll halte. Bin ich einfach ein großer Fan,

01:06:39: davon sich auf etwas zu konzentrieren und zu fokussieren und sich im Prinzip das zu nehmen,

01:06:44: was momentan das größte Versprechen antriebsseitig irgendwo für die Zukunft ist,

01:06:51: auch wenn wir in Richtung Konkurrenz denken, Konkurrenz aus China denken, Konkurrenz aus den

01:06:56: USA denken. Und da verspielen wir, da geht es um Zeit, da geht es um Geschwindigkeit und die

01:07:02: verspielen wir jetzt aktuell wieder darin, weil im Prinzip jeder, der nicht dieser Ansicht ist,

01:07:07: sozusagen jetzt diese Opportunität nutzt und da wieder reingerätcht und sagt, ja, stimmt,

01:07:12: stopp. Und das ist ein bisschen schwierig. Also ohne jede Arroganz, wenn man mal in der Geschichte

01:07:18: zurückschaut bei diesen großen Displacements, wo dann irgendwelche Firmen völlig verschwunden

01:07:24: sind, das ist wirklich ein Verlierer-Mindset, da jetzt noch dann festzuhangen und wir haben es

01:07:29: gewusst und so weiter und das ist einfach schade, dass man es nicht, dass man da nicht daraus lernen

01:07:35: kann und das embraced. Und ich glaube, also wir dürfen nicht diesen, diesen Loser Mindset oder

01:07:44: Follower Mindset haben an der Stelle. Also der Grund, warum es ein bisschen in BAMT gibt im Absatz

01:07:50: aus meiner Sicht in Europa, das stimmt, ist, dass es halt bisher nur ihr Autos im Premium-Segment

01:07:57: gibt. Es gibt halt noch keine günstigen E-Aus, das ist doch klar, 70 Prozent der Kunden kaufen

01:08:02: halt ein Auto unter 25.000 Euro. Und wenn es da nichts gibt, nachwürde kostet es mir klar,

01:08:08: dass die weiterhin Verbränner kaufen. Und das ist für mich das Hauptthema, wo wir ran müssen.

01:08:14: Und wir müssen uns, glaube ich, halt da in Deutschland, also dieses Thema einfach versuchen,

01:08:20: uns dazu redefinieren mit diesem Thema, aus dem Follower Mindset wieder in Blieder zu werden.

01:08:26: Das würde ich mir halt wünschen. Ich glaube, ehrlich gesagt auch, dass das ein bisschen analog ist

01:08:31: auch zu der gesamtgesellschaftlichen Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit, zum Thema Klimaneutralität,

01:08:36: zum Thema wir müssen das Klima retten. Das ist ja momentan auch in der Wahrnehmung

01:08:40: gesamtgesellschaftlicher auch so ein bisschen ein Problem. Wenn es jetzt momentan sind,

01:08:45: die wirtschaftlichen finanziellen Zeiten wieder kritischer, schwieriger, und dann hat man,

01:08:50: habe ich zumindest das Gefühl, dann werden solche Themen wieder ein bisschen mehr in den Hintergrund

01:08:54: gerückt. Also solche, sage ich mal, Nachhaltigkeitsthemen, wo man das Problem, die Katastrophe natürlich

01:09:00: beschreibt, aber natürlich nicht so greifbar für viele ist und viele sagen, ja, aber ist es

01:09:06: überhaupt das zentrale Problem, mit dem wir uns gerade beschäftigen? Ist es nicht eher,

01:09:09: sitzt nicht eher die geopolitischen Verwerfungen, mit denen wir uns gerade beschäftigen, Israel,

01:09:12: Ukraine, Krieg und eben auch die allgemeine wirklich wirtschaftliche Situationen, die

01:09:18: ja nun momentan erst wieder ein bisschen sich entspannt, sage ich mal. Und dann werden solche

01:09:23: Themen wieder schnell in Hintergrund gerückt und dann fangen vielleicht auch bei den etablierten

01:09:28: Herstellern, bei der etablierten Automobilindustrie die Gedanken, ja, aber dann lass uns doch konzentrieren

01:09:33: auf das, was bislang auch funktioniert hat, auf das Geschäftsmodell, was wir die letzten 100 Jahre

01:09:38: jetzt mal übertrieben gesprochen eigentlich forciert haben, wo wir die Meister sind, wo wir die

01:09:42: Experten sind. Das Gleiche ist ja auch eigentlich zu beobachten bei den Themen Neuemobilität. Die

01:09:47: Autohersteller ziehen sich gerade wieder stark eher aus diesem Bereich heraus und sagen, nein,

01:09:51: wir müssen wieder auf das Auto verkaufen, das, was uns irgendwie ausgemacht hat,

01:09:55: Rückbesinn und das Gleiche eben auch beim Antrieb, lass uns sozusagen den Verbrenner

01:09:59: solange reiten, solange er auch noch Profite abwirft. Das ist vielleicht in solchen wirtschaftlich

01:10:04: angespannten Zeiten, wo auch andere Probleme relevant werden, ist vielleicht wieder das erste,

01:10:08: wo man sagt, da muss ich mich vielleicht auch aus einer Angst heraus, aus einer Sorge,

01:10:11: dass ich mit den neuen Themen vielleicht nicht Erfolg haben werde. Und das ist vielleicht auch

01:10:16: das, was du meinst, eben auch mit dem Mindset und dem, ja, aber das ist doch jetzt genau der

01:10:20: Punkt, an dem wir genau so denken müssten, neu denken müssten und diese Chance auch jetzt beim

01:10:25: Shop verpacken müssen, dass es mit dem Thema Elektromobilität jetzt ja auch gerade in den

01:10:28: letzten zwei Jahren aufwärts geht. Und aber vielleicht der eine oder andere doch seine

01:10:33: Pfunde dann jetzt aktuell einfach auch wieder schwindend sieht. Ja, ja, das sind wir, glaube

01:10:39: ich, ziemlich allein. Und vor allem, es geht ja um langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

01:10:45: Das ist genau, wie ihr sagt, kurzfristig. Also wir müssen ja rum auf den Berg zu kommen.

01:10:51: Wir stehen auf dem Hügel, sehen den Berg da drüben, um dahin zu kommen. Der Berg ist

01:10:55: höher oben. Da müssen wir erst mal runter ins Tal. Ja, und das ist ein bisschen bitter.

01:11:00: Und das will keiner machen. Und wir sind sehr kurzfristig orientiert. Die chinesische Welle

01:11:06: kommt, also Beiden hat es nicht geschafft, aber es kommen 15, 20, 25 andere hochwettbewerbsfähige

01:11:14: Produkte in den nächsten Jahren. Das wird zwar nicht einfach, aber die kommen. Und langfristig,

01:11:22: ja, von der Wettbewerbsfähigkeit her, müssen sich die deutschen europäischen Hersteller

01:11:28: neu definieren. Also mit evolutionären Pies bei Pies und so lange wie möglich noch den

01:11:34: Verbrenner halten wird das nicht funktionieren, denke ich. Aber Daniel, das ist ja eigentlich

01:11:39: auch das Thema, was dich momentan ja ganz stark umtreibt. Du hast im letzten Jahr die

01:11:44: Vertriebsplattform, die Plattform Noyo Mobility gegründet, ein Schweizer Unternehmen tatsächlich.

01:11:50: Ihr beschreibt euch selbst so ein bisschen als die Brücke zwischen Europa und China.

01:11:56: Also wo es darum geht, sozusagen chinesischen Marken zu verhelfen, auch hier in Europa Fußfasern.

01:12:00: Also das Thema, was du jetzt ja auch gerade angesprochen hast als dein Thema, das treibt

01:12:04: dich ja momentan eben auch ganz stark um was, was ist sozusagen euer Ansinn. Geht es auch

01:12:10: so ein bisschen darum, die Elektromobilität auch ein bisschen günstiger zu machen, also

01:12:15: auch mit Modellen auf den Markt zu kommen, die vielleicht den Einstieg erleichtern. Was

01:12:19: sind da die besonderen Herausforderungen oder was ist euer Ziel?

01:12:22: Ja, also ich bin ja vor zwei Jahren zurück nach Deutschland gekommen. Nach meinen 20 Jahren

01:12:27: draußen war eine große Umstellung und ja, also meine Hauptantrieb war genau die zwei

01:12:33: Punkte, die du gerade erwähnt hast, Janik. Also das Thema anzuschieben, irgendwas zu machen,

01:12:38: um die S-Kurve zu beschleunigen und zweitens auch dieses Thema erschwingliches Elektroauto

01:12:45: anzuschieben. Und das ist wirklich meaningful. Und bei allem Respekt für Tessa habe ich

01:12:51: allerhöchsten Respekt, die sind der Pionier und Game Changer dieser Branche. Aber bis

01:12:56: heute ist das nach wie vor noch ein Rich People's Game, also über 40.000 Euro, auch bei allen

01:13:03: Reißhänkungen. Und der wirkliche, sagen wir mal, Volkswagen in Anführungsstrichen, der

01:13:10: ist derjenige, der das 20.000 Euro Auto bringt. Ja und dann haben wir gesagt, es gibt zwar

01:13:17: Bemühungen in Europa von Stirlandes und Volkswagen das zu machen, aber ich glaube, die Chinesen

01:13:22: werden, die chinesischen Marken haben eine gute Chance, da mit zu helfen in Europa diese

01:13:28: Produkte zu bringen. Und dann habe ich aber auch, also gibt's auch, wie wir es vorhin

01:13:34: drüber geredet haben, wie BMW nach China gegangen ist, ja, wahnsinnig schwer, lessons

01:13:38: learned, die ersten zwei, drei Jahre sehr holprig. Und genau das gleiche Thema gilt

01:13:44: für die Chinesen, also für die nach Europa zu kommen. Die haben, glaube ich, jetzt tolle

01:13:49: Produkte, die auch funktionieren in Europa, inzwischen auch von Anfang an mitentwickelt

01:13:54: auf europäische Standards. Aber wie geht man hier rein? Wie mache ich das ganze Servicethema

01:14:03: und so weiter. Und das ist mir wahnsinnig wichtig. Und deswegen haben wir also Neujung

01:14:08: gegründet mit dem Ziel, also diese chinesische Elektromobilität hier rüber zu bringen, aber

01:14:14: mit einem tollen Kundenerlebnis. Also auch kundzentrisch, an der Vertriebsseite her.

01:14:19: Und das Thema Aftersales Service wird halt total unterschätzt, ja, also von vielen

01:14:25: dieser chinesischen Marken. Da denken sich viele, oh, das ist ja jetzt toll, jetzt gehen

01:14:30: wir mal rein und pushen ein bisschen Volumen. Und das ist der falsche Ansatz. Und was ja

01:14:35: faszinierend ist, ist, dass sich diese Kundenbereitschaft ein chinesisches Auto zu kaufen, hat sich total

01:14:42: fein. Also vor fünf Jahren, glaube ich, ich habe zwar keine Statistik gemacht, aber ich

01:14:46: würde mal behaupten, dass da 99 Prozent das abgelehnt hätten. Aber heute über die Hälfte

01:14:54: in qualitativem Service sagen, sie wären grundsätzlich bereit, sich ein chinesisches

01:14:58: Elektroauto zu kaufen. Weil die mitgekriegt haben, dass es, dass die Chinesen da was

01:15:02: gut machen und dass da auch günstige Modelle kommen. Das ist natürlich heute im Szenen

01:15:06: war das noch nicht. Aber grundsätzlich ist da nicht gleich totale Ablehnung da. Ja,

01:15:11: das ist schon mal toll. Aber wenn man die dann fragt, was wäre der Hauptgrund kein chinesisches

01:15:16: E-Auto zu kaufen, dann ist es ganz klar das Thema Service. Und deswegen haben wir bei

01:15:23: Noyo gesagt, wir wollen diesen chinesischen Marken helfen. Wir suchen uns natürlich gute

01:15:28: Produkte aus, die wir bestens auch vertreten können. Und wir machen so eine Art wie von

01:15:32: upfront invest mit dem guten Service. Und Service heißt natürlich Teileversorgung, heißt auch

01:15:38: direkt ein Kundenservice und dass der Kunde direkt im Kontakt steht mit dem, mit uns,

01:15:43: als Marke. Und wir uns um sein Problem kümmern. Und das machen wir ein bisschen in dem Hybrid.

01:15:49: Also wir machen das über eine digitale Lösung mit einer eigenen Kunden App. Die ist jetzt

01:15:54: auch in der Schweiz schon live gegangen. Und darüber kann der Kunde also mit uns kommunizieren,

01:16:01: Service Appointments machen, bestimmte Services bestellen etc. Und wir fahren aber auch in

01:16:07: Ergänzung dazu mit einem Händler Vertriebsnetz, wo wir in der Schweiz bereits zehn Handelspartner

01:16:13: ausgewählt haben, in den unterschiedlichen Kantonen, die sozusagen dann auf der Anlaufpunkt

01:16:19: für den Kunden offline sind, wo er hinkommen kann. Und das ist für uns wirklich das Ziel,

01:16:25: dass der Kunde sieht, wir können den Flächendecken des Service anbieten. Wir haben eine gute Kultur,

01:16:30: wir sind auch erreichbar. Wir haben natürlich noch kein Netz vielleicht wie Volkswagen oder

01:16:36: jemanden der Größenordnung. Aber wir gleichen das aus über eine gute digitale Lösung, wo der

01:16:41: Kunde direkt mit uns, entweder über ein Chat oder auch über das Call Center sprechen kann. Und das

01:16:47: ist eine Plattform, wir machen das momentan mit der Dongfengruppe, die ich natürlich noch gut

01:16:52: kenne aus meinen Zeiten von Infinity. Die Dongfengruppe hat drei Marken, also die Premium-Marke Woja.

01:16:59: Dann gibt es eine super High-End-Marke, die heißt M-Hero und die Einstiegsmarke. Also ich sage mal,

01:17:06: der Volkswagen dieses Konzern sozusagen heißt Dongfeng selber. Und allein jetzt von diesem

01:17:12: Hersteller werden wir dieses Jahr in der Schweiz vier neue Modelle launchen. Wir haben bereits

01:17:17: ein Modell letztes Jahr gelongt, den Woja Free und sehen super Feedback auch im Markt. Und das wird

01:17:23: spannend. Und wir sind auch noch mit ein paar anderen chinesischen Herstellern im Gespräch.

01:17:28: Und wir wollen ein bisschen die Brücke bilden. Das ist uns sehr wichtig, dass wir diesen Bridge

01:17:35: zum Kunden hinkriegen. Und ich glaube, da ist halt Vermittlungskompetenz in beide Richtungen

01:17:40: extrem wichtig. Und wir sehen es bereits, dass einige der Player sich schwer tun und auch zu

01:17:48: Scheitern drohen. Und ich glaube, das ist super wichtig, weil der Kunde ist schon sehr demanding

01:17:52: in Europa. Es gibt auch so eine herstellende, unbedingt eine zweite Chance. Also man muss

01:17:57: das auch am Anfang gleich richtig kriegen. Und es ist für so eine Marke. Also was ich denen erzähle,

01:18:03: wenn ich mit denen rede, ist also lasst euch Zeit nicht nicht nicht ihr Volumen gleich in den ersten

01:18:08: zwei Jahren auf die Nummer eins setzen von eurer Ziele Liste. Wir müssen das nachhaltig aufbauen.

01:18:14: Wir brauchen gute Service Strukturen, gute Infrastruktur, gute Teileversorgung, guten

01:18:19: Kunden Service, gute Gewährleistungsprozesse. Und dann könnt ihr die Marke nachhaltig entwickeln.

01:18:26: Alles andere führt dazu, dass man vielleicht kurzfristig ein bisschen Volumen reindrückt,

01:18:30: dann aber viele enttäuscht sind. Und das Fahrzeug kann zweit mal nicht wieder kaufen.

01:18:34: Ja, aber Daniel, du hast es gerade so schön gesagt, Brücken bauen, das Verständnis ist offen. Also

01:18:39: wer kann das, wenn ich du, du hast gerade am Anfang des Podcasts bist du gestartet und hast

01:18:44: gesagt, du bist ein Mensch, der im Prinzip zwischen zwei Welten aufgewachsen ist, China und Europa.

01:18:49: Dich auch selber so verstehst als ein Mensch zweier Kulturen. Und heute hast du zum Abschluss

01:18:55: im Prinzip das selbst nochmal wieder zu deinem Job, zu deiner Firma gemacht, genau solche Brücken

01:19:00: zu bauen. Ich glaube, einen schöneren, runderen Abschluss könnten wir für den Podcast ja kaum

01:19:05: schreiben. Aber das ist ja das Schöne, dass man sich sowas eben nicht ausdenken kann,

01:19:09: sondern dass das Leben solche Geschichten ja selbst sozusagen kreiert. Daniel, wir müssen uns ganz,

01:19:16: ganz herzlich bei dir bedanken, dass du heute bei uns warst. Ich finde, das ist ein ganz,

01:19:19: ganz spannendes Gespräch. Wir sehen es auch an der Zeit. Das ist auch ein langes Gespräch geworden

01:19:24: ist. Eins, wo wir sicherlich noch über ganz viele Aspekte auch gerade in Bezug auf China

01:19:29: weitersprechen könnten. Vielleicht machen wir das auch an anderer Stelle einfach nochmal. Würde

01:19:33: mich sehr freuen. Jedenfalls ganz, ganz lieben Dank, dass du heute bei uns warst. Ja, sehr gerne.

01:19:37: Vielen Dank. War ein tolles Gespräch mit euch und jederzeit wieder. Super. Danke Daniel. Ciao.

01:19:43: Danke dir Daniel. Ciao.

01:19:45: Nagel Tiedemann, ein Interview Podcast von Automotive IT und Automobilproduktion. Alle

01:19:53: Infos zur Folge in den Show notes. Weite Episode überall, wo es Podcasts gibt.

01:19:58: [Musik]

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